Wie stark wird der Fluglärm in der Stadt?

Laut Flughafen wird die dritte Startbahn nicht für mehr Fluglärm sorgen. Die Grünen wollen das nicht glauben.
MÜNCHEN - Auf was müssen die Münchner sich einstellen, wenn eine dritte Startbahn am Flughafen gebaut wird? Wie viele Jets düsen dann durch den Münchner Himmel – und wo genau? Und wie groß ist der Lärm, den sie dabei machen werden?
Die grüne Fraktionschefin Lydia Dietrich wollte das ganz konkret wissen. In einem Antrag forderte sie Antworten.
Zufrieden ist sie aber nicht mit dem, was die Flughafen-Gesellschaft (FMG) daraufhin an Auskünften lieferte. Und was Wirtschaftsreferent Dieter Reiter dem Stadtrat heute vorlegt, verpackt in eine Beschlussvorlage. Die Kernaussage lautet: „Über dem Stadtgebiet München werden sich keine fluglärmbedingten Änderungen ergeben.”
Zwar werde die Zahl der Flüge durch den Bau der neuen Bahn um ein Drittel steigen. Lauter wird’s dadurch aber nicht, meint die FMG. Auf dem Stadtgebiet werde der Dauerschallpegel auch künftig die 50 Dezibel nicht überschreiten – so laut ist etwa eine normale Unterhaltung. Derzeit würde bloß ein kleinerer Teil der Maschinen über der Stadt kreuzen, in einer Höhe von mindestens 2400 Metern. Und außerdem, so heißt es in der Stadtratsvorlage, würden die Flieger neuer Triebwerksgenerationen in Zukunft ohnehin leiser werden.
Lydia Dietrich mag das so nicht hinnehmen. „Ich halte die Antwort für Schönfärberei.” Grünen-Chefin Katharina Schulze sieht das genauso: „Die sagen, es ändert sich nichts. Aber es gibt mehr Flugverkehr.” Man müsse nicht tief in die Materie einsteigen, „um zu wissen, dass da etwas nicht stimmen kann”. Schon heute seien die Flugzeuge im Münchner Norden zu hören und zu sehen.
Wie die Flugrouten nach dem Bau einer dritten Bahn verlaufen sollen, steht noch nicht fest. „Ich fürchte da ein böses Erwachen”, sagt Schulze. Man kaufe die Katze im Sack.
In der heutigen Ausschusssitzung wollen die Grünen einen Änderungsantrag einbringen. Mit dem Ziel, dass ein unabhängiges Lärmgutachten erstellt werden soll – für den Fall, dass die Münchner beim Bürgerentscheid am 17. Juni für die dritte Bahn stimmen.
Die SPD wird sich dem Ansinnen ihres Bündnispartners aber nicht anschließen. „Da käme das Gleiche raus”, meint Fraktionschef Alexander Reissl. Der Gutachter könne sich die Informationen auch bloß vom Flughafen oder der Flugsicherung holen. „Wir geben uns damit zufrieden und halten die Antwort auch für plausibel.”