Wie sicher ist das Oktoberfest? Rettungsring für die Wiesn

MÜNCHEN - Kann die Tragödie von Duisburg (19 Tote nach einer Massenpanik auf der Loveparade) auch hier passieren? Wie die Stadt München sich auf Mega-Events wie das Oktoberfest vorbereitet.
Die schrecklichen Ereignisse auf der Love Parade in Duisburg schockieren und werfen Fragen auf: Wie sicher sind eigentlich Münchens Events? Wie sicher ist die Wiesn?
„Großveranstaltungen sind für uns Routine, geradezu Alltag“, beschwichtigt Wilfried Blume-Beyerle vom Kreisverwaltungsreferat (KVR). Und dennoch: „Eine 100-prozentige Garantie, dass nichts passiert, gibt es nie.“
Bei der Sicherheitsplanung konzentriere man sich auf die zentrale Frage: Mit wie vielen Personen müssen wir rechnen? Oftmals werfe aber das Wetter die Einschätzung über Bord, so Polizei-Pressesprecher Wolfgang Wenger. Scheint die Sonne, kommen zehntausende mehr als erwartet. Dann lautet die Devise: Massenandrang beobachten und notfalls schnell reagieren. So geschehen am Faschingsdienstag 2008. Viel zu viele Menschen strömten auf den Viktualienmarkt, der Platz war zu eng für den Besucherandrang. Der Polizei wurde die Situation zu heiß, sie riegelte kurzerhand durch Sperren den Platz ab und ließ keinen mehr durch. Keine beliebte Maßnahme bei den Faschingsfeiernden, aber vielleicht lebensnotwendig.
Das jährliche Mega-Event mit Millionen von Besuchern ist – ganz klar – die Wiesn. Wie geht man mit den Massen in den Zelten und am U-Bahnhof Theresienhöhe um? KVR, Polizei, Feuerwehr und Katastrophenschutz haben dazu ein zwei Daumen dickes Sicherheitskonzept erarbeitet. In jedem Fall gilt: Überfüllungen der Festzelte am Freitag und Samstag unter allen Umständen vermeiden. Dafür sind die Wiesn-Wirte und ihre Sicherheitskräfte zuständig. Keine einfache Sache: Viele Gäste sind betrunken, nicht alle sprechen Deutsch und es herrscht ein Höllenlärm.
Auch im Festzelt sorgen die Ordner für Sicherheit. Jeder Wirt muss genau nachweisen, wie viele Ordner er eingeplant hat, wie sie untereinander in Kontakt stehen, welche Ausbildung sie haben. „Wir sind immer gut aufgestellt“, sagt Wiesn-Wirt Toni Roiderer. Von Sonntag bis Donnerstag sind es im Hacker-Festzelt rund 60, am Freitag und Samstag gar 100 Ordner. Kommt es während in einem Zelt zu auffallend vielen Schlägereien, korrigiert die Stadt ihre Auflagen und erhöht die Zahl der Sicherheitskräfte – zum Leidwesen der Wirte, denn dann wird’s teurer für sie.
Egal, ob zur Wiesn oder zum Spiel des FC Bayern in der Allianz Arena: Wenn der U-Bahnhof als zentraler Ein- und Ausgangspunkt zu voll ist, wird er geschlossen. Ankömmlinge und Heimfahrer müssen sich in Geduld üben, dürfen nur schubweise ein- und aussteigen.
Und was, wenn doch etwas passiert? Eine Massenpanik wie in Duisburg, ein Amoklauf? Bei mehr als fünf Opfern greife MANV, das „Massenanfall von Verletzten“-Konzept, so KVR-Sprecher Blume-Beyerle. Einsatzkräfte müssen sekundenschnell entscheiden: Wer ist tot? Wer ist schwer, wer leicht verletzt? Wer braucht am dringendsten ärztliche Hilfe?
Jedes Jahr errichtet die Feuerwehr rund um die Theresienwiese einen Rettungsring mit Behandlungsplätzen. Neu in diesem Jahr ist ein zusätzliches Feldlazarett für 50 Personen auf dem Bavariaring. Schnelligkeit ist das A und O: Untersuchen, vor Ort behandeln oder ins Krankenhaus abtransportieren. Voraussetzung: Die Krankenhäuser sind vorbereitet und haben genügend freie Betten. Hoffen wir aber mal, dass MANV nie zum Einsatz kommt.
Sylvia Petersen