"Wie Propaganda der 30er-Jahre": Riesen-Ärger um AfD-Plakat zur Dragqueen-Lesung in München

München - Die geplante Lesung einer Dragqueen vor Kindern in der Stadtbibliothek Bogenhausen in dieser Woche hat auch Protest der AfD hervorgerufen, die zu einer Kundgebung dagegen mobilisiert. Nun sorgt die AfD mit ihren Plakaten dazu für Protest.
An vielen Ecken der Stadt sind aktuell Plakate zu sehen, auf denen ein Mann mit Bart, langen Haaren und geschminktem Gesicht ist, der sich von hinten übergriffig einem Kind nähert. "Hände weg von unseren Kindern/Genderpropaganda verbieten" steht auf dem Plakat.

Priester erstattet Anzeige gegen AfD
"Bildsprache und Polemik des Plakats erinnern stark an die Propaganda der 30er-Jahre", sagt eine CSD-Sprecherin dazu. "So etwas dürfen wir nie wieder zulassen!"
Unterdessen hat der Priester Wolfgang F. Rothe, der sich für die Rechte queerer Menschen einsetzt, Anzeige wegen des Verdachts der Volksverhetzung gegen die AfD gestellt. Queere Menschen würden mit der Darstellung mit Missbrauchstätern gleichgesetzt, argumentiert er.
Bayerns Linken-Chefin Adelheid Rupp wandte sich mit einem offenen Brief an OB Dieter Reiter (SPD) und KVR-Chefin Hanna Sammüller-Gradl (Grüne). Sie schreibt von "offenen Anleihen an antisemitische Karikaturen der NS-Zeit" und ebenfalls von "Volksverhetzung". Sie fordert die Stadt auf, die Plakate bis Montag, 20 Uhr, entfernen zu lassen. Ansonsten sehe sie "bei einer Sachbeschädigung dieser Plakate den gerechtfertigten Notstand als gegeben an".
Grüne kritisieren AfD-Plakate: "Volksverhetzende Propaganda"
Der queerpolitische Sprecher der Grünen im Landtag, Florian Siekmann, kritisiert die Plakate ebenfalls deutlich: "Die homofeindliche und volksverhetzende Propaganda der AfD hat in München und Bayern nichts verloren. Ich bin Wolfang F. Rothe für die schnelle Strafanzeige dankbar. Wir dürfen nicht zulassen, dass sich Hass und Hetze gegen queere Menschen noch stärker verbreiten, denn sie führen immer häufiger zu Gewalt."
Und er kündigt an, gemeinsam mit dem Bündnis "München ist bunt", das eine Gegendemo angekündigt hat, am Dienstagnachmittag vor Ort zu sein: "Die Gefahr für unsere Kinder geht nicht von einer harmlosen Lesung mit Drags aus, sondern von der rechtsextremen AfD und dem Hass, den sie schürt. Mit einem bunten Gegenprotest werden wir dafür sorgen, dass die Lesung unbehelligt stattfinden kann."
Sowohl die AfD als auch Evangelikale Kreise haben für Dienstagnachmittag dazu aufgerufen, vor der Stadtbibliothek in Bogenhausen zu demonstrieren. Losgetreten hat die Diskussion um die Drag-Queen-Lesung CSU-Stadtrat Hans Theiss, der auf Twitter auf die Lesung aufmerksam gemacht und sie scharf kritisiert hatte. Die Lesung von Dragqueen Vicky Voyage mit Dragking Eric BigClit und der trans*-Jungautorin Julana Gleisenberg findet im Rahmen des CSD statt und ist für Kinder ab vier Jahren.