Wie München sein eigenes AKW gebaut hat
MÜNCHEN - Den Vertrag von 1982 unterschreibt OB Kiesl. Die Grünen gibt’s damals noch gar nicht.
In den 70er Jahren entstand die Anti-Atomkraft-Bewegung. Doch in der Münchner Kommunalpolitik tickten die Uhren damals offenbar noch anders. Im Jahr 1977 schloss die Landeshauptstadt einen Vorvertrag mit der Bayernwerk AG über den Bau und Betrieb eines gemeinsamen Blocks 2 im Kernkraftwerk Isar. Damals war Erich Kiesl im Amt – als bisher einziger gewählter Münchner CSU-Oberbürgermeister seit Kriegsende.
Wie stimmte die SPD ab? Umweltreferent Joachim Lorenz erinnert sich, dass die Sozialdemokraten gespalten waren. Das Thema habe für Turbulenzen gesorgt. Die Grünen gab’s damals noch nicht.
Der Hauptvertrag wurde dann 1982 unterzeichnet. Die Folge: Seit damals gehören München 25 Prozent an Isar 2. Und das ist nicht irgendein Atomkraftwerk. Der Block ging 1988 erstmals ans Netz. Er gilt nach wie vor als der leistungsstärkste Reaktor in Deutschland. In den Jahren 1994, 1999 bis 2004 und 2006 war er, was die produzierte Gesamtenergiemenge angeht, sogar der produktivste Kernkraftwerksblock der Welt.
14 Kilometer trennen das Kernkraftwerk Isar von der Stadt Landshut. Umgangssprachlich wird es Ohu genannt, nach dem gleichnamigen Ortsteil. Es besteht aus zwei Blöcken: Isar 1 ist einer der ältesten Meiler der Republik und stark umstritten. Immer wieder werden Sicherheitsbedenken laut. Sogar die CSU in Landshut machte sich dafür stark, dass es nächstes Jahr abgeschaltet wird – so war es bisher vorgesehen. Damit es keine Verwechslungen gibt: Isar 1 wird von Eon allein betrieben. Damit hat die Stadt München nichts zu schaffen.
Bei Isar 2, dem neueren Block nebenan, macht man dagegen gemeinsame Sache. lj