Wie man im Herbst gesund bleibt: Tipps von Münchner Ärzten und Apotheker
München - Nach der Wiesn steigt traditionell die Anzahl der Menschen, die gegen Erkältungen und Co. ankämpfen. Nasskaltes Wetter und ein geschwächtes Immunsystem machen Viren und Bakterien leichtes Spiel. Die AZ hat drei Münchner Experten gefragt, was man dagegen tun kann.
Dr. Ralph von Steinburg (53) ist hausärztlicher Internist in der Humboldtstraße in Untergiesing: "Wir haben alle Hände voll zu tun. Nach der Wiesn zeigt sich jetzt wieder eine große Infektwelle. Es gibt schwere bronchiale Infekte mit einem mühseligen Verlauf und mehreren Tagen Fieber. In der Praxis schieben wir jetzt täglich Akutpatienten ein.
Unter den grippalen Infekten hat Corona einen guten Anteil. Unsere Patienten testen sich inzwischen jedoch wieder mehr. Die wechselnde Witterung beim Oktoberfest hat ihre Wirkung entfaltet. Viele Münchnerinnen und Münchner haben auf oder nach der Wiesn einen Infekt erwischt.
Wer im Regen nass geworden ist, obwohl es abends schon kalt war ‒ oder wer verschwitzt aus dem Zelt kam und vielleicht die Stammstreckensperrung erlebt hat, die die S-Bahn ausgebremst hat ‒ könnte krank geworden sein."

Infektionswelle in München nach Wiesn: "Es gibt auch einige Patienten mit Mykoplasmen"
Dr. Tilman Marschner (53) arbeitet als Internist und Hausarzt an der Münchner Freiheit: "Bei uns in der Praxis ist sehr viel los. Dabei gibt es einen relativ hohen Anteil an tatsächlich schweren Krankheiten, wie Lungenentzündung bei Patienten mittleren Alters. Das beeindruckt mich.
Es gibt auch einige Patienten mit Mykoplasmen. Letztes Jahr habe ich diese Bakterien nur vereinzelt entdeckt. Ich bin jetzt sehr hellhörig. Ein 12-jähriger Junge zum Beispiel hat wochenlang gehustet, doch statt besser, wurde sein Husten auf einmal schlimmer. Ich habe ihm dann das richtige Antibiotikum gegeben.
Doch mein junger Patient hatte fast zwei Wochen lang nicht in die Schule gehen können. Typische Fälle hierfür sind junge Eltern, die die Mykoplasmen-Lungenentzündung von ihren Kindern bekommen. Was diesen Herbst neu ist: Einige meiner Schwabinger Patienten mit Infekten testen sich jetzt schon Zuhause mit einem Dreier-Test aus der Apotheke. Mit nur einem Stäbchen können sie sich selbst bereits auf Influenza, Corona und das RS-Virus testen ‒ bevor sie sich zur Beratung bei uns in der Praxis melden."
Ähnlich wie Ärzte sind Apotheker ganz vorne mit dabei, was die Bekämpfung von Krankheiten in der Stadt angeht. Wen es nicht zu schlimm erwischt hat, holt sich meist ein Mittelchen aus der Apotheke, welches Abhilfe gegen die verstopfte Nase oder das Halsweh schaffen soll. Oder aber versucht sich, weiter fit zu halten. Welche Mittel zur Vorsorge geeignet sind und was man sich besser sparen kann, weiß Apotheker Peter Sandmann (58) ganz genau.

Er ist Sprecher des Bayerischen Apothekerverbands München und verantwortlich für drei Münchner Apotheken. "Momentan sind wirklich alle krank. Alle“, sagt Sandmann gleich zu Beginn beim AZ-Gespräch. Das sei nicht unbedingt ungewöhnlich, nach der Wiesn erwischt es die Münchner jedes Jahr. "Ab der zweiten Woche geht es los", weiß Sandmann, "da kann ich das Personal danach planen". Gefühlt seien es aber momentan tatsächlich besonders viele, die mit einer Erkältung kämpfen.
Wichtig: Viel trinken und viele Vitamine
"Momentan kommt viel zusammen, es gibt auch einige schwerer ausgeprägte Erkrankungen. Covid spielt wieder eine große Rolle. Mykoplasmen sind unterwegs, das ist wiederum eine bakterielle Geschichte", so der Apotheker. Wie sich also fit halten? "An meine Mitarbeiter gebe ich Obst aus. Und viel zu trinken, damit die Schleimhäute feucht bleiben", erklärt Sandmann.
Zusätzlich zu viel frischem Obst und Gemüse und ausreichend Flüssigkeit könnten auch Vitaminpräparate eingenommen werden. "Orthomol immun ist nach wie vor sehr beliebt. Damit macht man nichts verkehrt", so Sandmann. Wovon er abrät? "Alles, was nichts bringt. Wenn ich Orthomol immun nehme, brauche ich nicht noch ein zusätzliches Präparat mit gleichen Inhaltsstoffen. Das kann der Körper nicht mehr aufnehmen", weiß der Apotheker.
So sei es auch bei hohen Dosen von Vitamin D. Wer sein Immunsystem unterstützen möchte, könne jederzeit Vitamin C und Zink zu sich nehmen, erklärt der Fachmann.
Wichtig zu betonen ist für Sandmann außerdem, dass die jeweilige Medizin dem Symptom entsprechend eingesetzt wird: "Wenn ich Husten habe, brauche ich kein Wick MediNait. Sondern einen Hustensaft." Die häufigsten Symptome derzeit seien vor allem Husten und Halsweh.
Sandmann: "Lutschpastillen sind also gerade sehr gefragt." Sind die Symptome besonders schwer, schickt Sandmann Kunden auch mal direkt zum Arzt. "Bei 40 Grad Fieber oder wenn jemand nicht mehr Schlucken kann, besteht Behandlungsbedarf. Dann sollte man auf jeden Fall zum Arzt gehen!"
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