Wie im Tucherpark in München eine neue Surferwelle entstehen soll
München - Mitten in der Stadt, gleichzeitig im Grünen und doch kein Ort, an dem sich die Münchnerinnen und Münchner aufhalten könnten – die Rede ist vom Tucherpark, dem Bürocampus am Rand des Englischen Garten.
Das 16-stöckige Hilton-Hotel fällt zwar schon von der Ferne her auf, doch die meisten anderen Gebäude liegen versteckt zwischen den Bäumen. Und so blieb das 22,5 Hektar große Areal bis heute den meisten verborgen. Das soll sich ändern. 2019 hat die Hypo-Vereinsbank den Büropark an den Projektentwickler Hines und die Commerz Real verkauft. Die Rede war damals von einer Milliarde Euro.
Tucherpark: bald Sport- und Freizeitmöglichkeiten für alle Münchner
Die Investoren wollen nun möglichst bald aus dem Büro-Standort ein Quartier mit Wohnungen, Geschäften und Restaurants machen. Es soll Sport- und Freizeitmöglichkeiten für alle Münchner geben. Auf dem Areal liegt bereits heute eine Sportanlage, außerdem fließt der Eisbach hindurch. Dieser Teil des Parks soll für alle Münchner geöffnet werden. "Circular City" nennen die Investoren ihre Vision für den Tucherpark. Und diesen Mittwoch entscheidet darüber der Stadtrat.
Schon heute stehen viele Büros im Tucherpark leer – und bald werden es wohl noch mehr: Denn die Mietverträge laufen aus, so geht es aus der Beschlussvorlage des Planungsreferats hervor. Dass sich der Büropark öffnet und dort auch Wohnraum geschaffen wird – dieser Gedanke gefällt Grünen, SPD und CSU.
"Circular City": Neue Arbeitsplätze und bezahlbarer Wohnraum
SPD-Chef Christian Müller schätzt, dass dort zwischen 500 und 800 Wohnungen entstehen könnten. Davon 200 bis 400 bezahlbare. Grundsätzlich wird der Tucherpark aber ein Ort bleiben, den die meisten zum Arbeiten betreten: Die Investoren stellen sich vor, dass etwa die Hälfte der Flächen für Büros, 30 Prozent für Wohnraum und zehn Prozent für Gastro und Handel, Hotel und Freizeit, genutzt werden. Momentan gibt es im Tucherpark rund 2.900 Arbeitsplätze, in Zukunft könnten es eher mehr werden.
Positiv findet Müller außerdem, dass alle Münchner mehr von den Grünflächen auf dem Areal haben sollen. Zum Beispiel gibt es dort eine bislang unzugängliche Betriebssportanlage. Sie soll für "niederschwellige Sport- und Freizeitangebote" geöffnet werden.
Der Eisbach, der den Tucherpark in Süd-Nord-Richtung durchfließt, soll "in seiner Qualität gestärkt werden". Die Investoren stellen sich Sitzgruppen und neue Wege vor. Grüne und SPD im Stadtrat wollen hingegen, dass die Verwaltung prüft, ob hier eine zweite Surferwelle entstehen könnte, sagt Christian Müller. Auch Anna Hanusch von den Grünen kündigt einen Änderungsantrag an, den die Koalition am Mittwoch in der Vollversammlung des Stadtrats beschließen will.
CSU: Denkmalschutz muss beim Tucherpark gewahrt werden
Außerdem ist in der Beschlussvorlage aus dem Planungsreferat die Rede davon, dass ein Grundstück zwischen Ifflandstraße und Isar, das eigentlich als Biotop ausgewiesen ist, behutsam für die Öffentlichkeit geöffnet werden soll – zum Beispiel mit einem Kiosk und einem Beachvolleyballfeld. "Der Tucherpark muss in die Zukunft gebracht werden", findet die Planungsexpertin der CSU Heike Kainz. Wie ihre Fraktion aber abstimmt, sei noch nicht abschließend entschieden. Wichtig ist Kainz, dass der Denkmalschutz gewahrt bleibt.
Einer der bedeutendsten deutschen Architekten Nachkriegszeit Sep Ruf entwarf den Tucherpark 1967. Die Gebäude stehen teilweise unter Denkmalschutz. Die Investoren planen, sie weitgehend zu erhalten und zu sanieren, aber auch Neubauten sind am südlichen und nördlichen Rand des Areals angedacht. Die Dächer der Gebäude sollen unter anderem als Terrassen für die Bevölkerung geöffnet werden. Straßen und Parkplätze sollen teilweise entsiegelt werden.
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