Wie im Krimi: LKA finanziert mit 15.000 Euro Entführung aus Schweden
München - Das Entführungs-Opfer, ein Kroate, soll mit dem Agenten-Mord an einem jugoslawischen Dissidenten in Wolfratshausen vor 33 Jahren in Verbindung stehen (AZ berichtete). Weil der Mann jedoch in Schweden lebte, kam die Polizei in Deutschland nicht an ihn heran. Denn in Schweden ist die Tat bereits verjährt.
LKA zahlte 15.000 Euro für Überführung des Mannes
Im Prozess vor dem Landgericht München kam jetzt raus: Das Landeskriminalamt setzte damals eine Belohnung aus. 3.000 Euro für die Ergreifung des Mannes sowie eine großzügige Aufwandsentschädigung. Im Zuge dessen folgte auch eine dubiose Zahlung von 15.000 Euro. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, schickte ein deutscher Kriminalhauptkommissar das Geld an einen ehemaligen Agenten des früheren jugoslawischen Geheimdienstes. Dieser sollte den wegen Mordes gesuchten Kroaten nach Deutschland bringen.
Der Ex-Agent beauftragte für diesen Zweck drei Männer: Sie fuhren im Oktober 2009 nach Schweden, verschleppten dort den gesuchten Kroaten und brachten diesen nach Deutschland - eingesperrt im Kofferraum eines Volvos. 20 Stunden soll die Fahrt gedauert haben. Dann kamen die Männer auf dem Parkplatz der Raststätte Holledau an der A9 an.
Richter ließ den Gesuchten wieder nach Schweden zurückreisen
Es war der Treffpunkt, der im Vorfeld mit dem LKA verabredetet war. Es kam aber nicht zu einer Übergabe - stattdessen befreiten die Entführer ihr Opfer von Handschellen und Fußfesseln und ließen ihn und den Volvo zurück.
Die Vorgehensweise schien geplant gewesen zu sein: Denn als der Entführte mit dem Volo flüchten wollte, standen die LKA-Fahnder schon zur Verfolgung bereit - und stellten ihn wie zufällig auf der Autobahn auf Höhe Oberschleißheim.
Zwar hatten die Beamten nun den wegen Mordes gesuchten Tatverdächtigen. Einen Erfolg konnten sie trotzdem nicht verbuchen: Weil dem zuständigen Richter die vorgelegten Beweise nicht ausreichten, durfte der Kroate wieder zurück nach Schweden reisen.
Drei ermittelte Entführer und ihr Auftraggeber mussten sich jeweils in einem Prozess für ihre Tat verantworten. So bekam der Ex-Agent als Drahtzieher zwei Jahre auf Bewährung. Gegen den Fahrer des Volvos verhängte das Landgericht München jetzt sein Urteil: ein jahr und neun Monate auf Bewährung. Er sitzt seit bereits zehn Monaten in Untersuchungshaft. Zwei weitere Tatbeteiligte hatten ebenfalls eher milde Strafen bekommen.
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Das LKA gab keine Stellungnahme zu dem Entführungsfall ab. Von einer geplanten Entführung will es jedoch nichts gewusst haben: Die 15.000 Euro seien als gewöhnliche "Aufwandsentschädigung" verbucht worden. In einer Zeugenaussage vor Gericht bezeichnete eine LKA-Mitarbeiterin den Ex-Agenten als "Informant".
Auch gegen zwei Beamte des LKA war in dem Fall ermittelt worden, die Verfahren wurden aber eingestellt.