Wie gefährlich ist die Schweinegrippe?

Im Krankenhaus Schwabing ist ein Fünfjähriger an Lungenentzündung gestorben – er hatte sich auch mit dem Schweinegrippe-Virus infiziert. Geht von dem Virus nun eine größere Gefahr aus? Die Impfung der Bevölkerung startet Ende Oktober.
von  Abendzeitung
Ab Ende Oktober wird gegen die Schweinegrippe geimpft
Ab Ende Oktober wird gegen die Schweinegrippe geimpft © dpa

MÜNCHEN - Im Krankenhaus Schwabing ist ein Fünfjähriger an Lungenentzündung gestorben – er hatte sich auch mit dem Schweinegrippe-Virus infiziert. Geht von dem Virus nun eine größere Gefahr aus? Die Impfung der Bevölkerung startet Ende Oktober.

MÜNCHEN Es ist der zweite Todesfall in Deutschland, der im Zusammenhang mit der Schweinegrippe stehen könnte: Im Schwabinger Krankenhaus ist ein fünfjähriger Bub an einer schweren Lungenentzündung gestorben. Das Kind war schon vorher über einen langen Zeitraum schwer erkrankt, außerdem wurde das H1N1-Virus nachgewiesen.

Der Bub starb in der Nacht auf Dienstag. Nach Auskunft einer Kliniksprecherin wurde das Kind von Beginn der Behandlung an isoliert untergebracht. So bestand keine Ansteckungsgefahr. Weitere Fälle sind in der Kinderklinik Schwabing nicht aufgetreten.

Wann und wo sich der Bube mit dem Virus infiziert hat, konnte die Kliniksprecherin zunächst nicht sagen.

Geht von dem Virus nun eine größere Gefahr aus? Fest steht laut Nikolaus Frühwein, Präsident der Bayerischen Gesellschaft für Immun-, Tropenmedizin und Impfwesen: „Je mehr Menschen an einem Virus erkranken, desto wahrscheinlicher ist es, dass es auch Todesfälle gibt.“ Wenn ein Patient schon sehr krank ist, kann eine Viruserkrankung den Verlauf verschlimmern. So könnte es bei dem kleinen Buben gewesen sein, der an einer Lungenentzündung starb. Bereits Ende September war in Essen eine Frau an Lungenversagen gestorben, die neben anderen Erkrankungen, wie einer Blutvergiftung, das H1N1-Virus in sich trug.

Die Schweinegrippe breitet sich unterdessen in Bayern stärker aus. Am Mittwoch waren 3520 Fälle bekannt. Jeder zweite Kranke hatte sich in Deutschland infiziert.

An den Schulen scheint sich die Situation derweil beruhigt zu haben. Derzeit sind im Raum München keine Schulen aufgrund von Schweinegrippen-Infektionen geschlossen. Das Gesundheitsamt München-Land erklärte aber, über solche Gegenmaßnahmen täglich neu zu entscheiden.

Zuletzt war das Pullacher Gymnasium geschlossen worden, nachdem dort mehr als 40 Lehrer und Schüler erkrankt waren. Seit Montag läuft der Unterricht dort wieder wie gewohnt.

Wegen der steigenden Fallzahlen überlegen immer mehr Münchner, ob sie sich bald selbst impfen lassen sollen. Niedergelassene Ärzte in Bayern werden die Impfung ab Ende Oktober anbieten. Laut Hersteller wird der Impfstoff ab 20. Oktober ausgeliefert. Die Staatsregierung hat für 30 Prozent der Einwohner Impfdosen gekauft.

Noch äußern sich die meisten Münchner zurückhaltend. Nikolaus Frühwein berichtet, dass sich 80 Prozent seiner Patienten erst mal nicht impfen lassen wollen. „Viele werden sich wohl kurzfristig entschließen, wenn die Viruserkrankungen zunehmen“, sagt Frühwein. Ein Punkt muss dann besonders beachtet werden: Wer sich auch gegen die normale, saisonale Grippe impfen lassen will, sollte zwischen den Impfungen etwa eine Woche verstreichen lassen.

Eine Impfung hätte dem Fünfjährigen allerdings nicht das Leben retten können: Akut schwer Erkrankte dürfen nicht geimpft werden.

V. Assmann

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