Wie die Justiz Verbrechensopfern und deren Angehörigen helfen kann

In einer Presserunde wird das Thema Opferschutz ins Zentrum gestellt. Staatsanwälte und die Rechtsanwältin Gabriele Schöch berichten, welche Hilfsmöglichkeit die Justiz hat.
John Schneider
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Sie kann Opfern helfen: Rechtsanwältin Gabriele Schöch.
Sie kann Opfern helfen: Rechtsanwältin Gabriele Schöch. © jot

München - Es war eine untypische Presserunde der Staatsanwaltschaft München I, denn es ging am Donnerstag in der Linprunstraße ausnahmsweise mal nicht um spektakuläre eigene Ermittlungserfolge, also um die Täter, sondern diesmal um deren Opfer.

Behördenchef Hans Kornprobst betont allerdings gleich zu Beginn, dass die Staatsanwaltschaft keine Opfervertretung ist, nicht sein kann. Die Staatsanwälte müssen, zumindest bis zur Anklageerhebung, ergebnisoffen ermitteln, Belastendes und Entlastendes gleichermaßen zusammentragen.

So hilft die Justiz

Und doch bietet die Justiz den Opfern oder ihren Angehörigen einige Hilfsmöglichkeiten an. Die Sprecherin der Münchner Staatsanwaltschaft, Anne Leiding, führt unter anderem die Möglichkeit des Ausschlusses der Öffentlichkeit an, wenn intime Details des Geschehens zur Sprache kommen sollen. Eine psychosoziale Prozessbegleitung sowie Schulungen für Polizisten, Staatsanwälte und Richter oder die Einrichtung von Zeugenbetreuungsstellen sind weitere Mittel, Opfern zu helfen.

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Ein wichtiges Instrument des Opferschutzes: Der Einsatz von Videos richterlicher Vernehmungen, die ihr oder sein persönliches Erscheinen und die Konfrontation mit den Peinigern im Gerichtssaal überflüssig machen. Eine große Erleichterung. Denn solche Begegnungen mit den Tätern wirken oft retraumatisierend.

Opferschutz-Organisation Weißer Ring kann helfen 

Hilfe können die Opfer von Verbrechen aber auch von anderer Stelle bekommen. Zum Beispiel von der Münchner Rechtsanwältin Gabriele Schöch von der Opferschutz-Organisation Weißer Ring, die sich auf Nebenklagen bei Sexualdelikten spezialisiert hat. Sie berichtet von dem Fall einer Frau, die von zwei Männern vergewaltigt wurde. Lange Zeit blieb das Wiesn-Opfer unbekannt. Doch in diesem Fall half die Berichterstattung zum Prozess: Die Frau erkannte sich aufgrund der dort geschilderten Tatspuren wieder und meldete sich bei der Polizei. Die sorgte gemeinsam mit der Staatsanwaltschaft dafür, dass ihre Identität nicht publik wurde.

Zu Wort kommt am Donnerstag auch die Schwester eines Regensburger Mordopfers. Sie verstehe zwar, dass der Fall spektakulär, das Interesse der Öffentlichkeit dementsprechend groß gewesen sei. Aber das Urteil liegt nun schon über Jahre zurück und immer noch taucht der Fall in "True Crime"-Podcasts auf. Eine große Belastung für ihre Familie, erklärt die Frau.

Kritik von einer Betroffenen 

Aber nicht nur die Presse, auch die Regensburger Staatsanwaltschaft muss sich Kritik gefallen lassen. So war das Verfahren gegen den Mörder ihrer Schwester zunächst eingestellt worden, berichtet sie, ehe die Ankläger in anderer Besetzung das Verfahren auf Initiative der Opferfamilie wieder aufnahmen. Leiding sieht eine problematische Entwicklung: den zunehmenden Boom von Unterhaltungsformaten wie den "True-Crime-Shows". Betroffene werden so ungewollt immer wieder mit ihrem persönlichen Leid konfrontiert.


Opfer und ihre Angehörige finden unter anderem beim Weißen Ring (weisser-ring.de) oder beim Arbeitskreis der Opferhilfen in Deutschland e.V. (www.beratungsstellen-opferhilfe.de) Unterstützung.

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