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Wie die IAA in München zu einer Bühne für China wird

Im September wird die Internationale Automobilausstellung IAA Mobility wieder in München veranstaltet. Die zweitmeisten Aussteller kommen in diesem Jahr aus China. Auch ein seltener Gast aus den USA wird dabei sein.
von  Christina Hertel
Die IAA will mehr sein als nur eine Automesse. Aber natürlich steht das Auto bei der Messe in München weiterhin im Mittelpunkt.
Die IAA will mehr sein als nur eine Automesse. Aber natürlich steht das Auto bei der Messe in München weiterhin im Mittelpunkt. © imago images/Arnulf Hettrich

München - Gerade mal acht Wagen waren bei der ersten deutschen Automobilausstellung zu sehen. 1897 war das, in einem Berliner Luxushotel. Schon damals war ein Elektro-Fahrzeug darunter, der Kühlstein erinnert heute eher an eine Kutsche als ein Auto.

Diesen Herbst vom 5. bis 10. September findet in München wieder die Internationale Automobilausstellung statt. Bei einer Pressekonferenz am Donnerstag gaben die Veranstalter, der Verband der Automobilindustrie (VDA) und die Messe München, einen Einblick, was die Besucher und die Stadt erwarten können. Klar wurde: Nicht nur, was die Dimensionen betrifft, sind andere Zeiten angebrochen als damals in dem Berliner Hotel.

Der IAA ist wichtig: Auf der Messe geht es nicht mehr nur um Autos, sondern um Mobilität

VDA-Chefin Hildegard Müller betonte: "Die IAA ist keine reine Autoshow mehr." Sondern eine Mobilitätsmesse. Seit die IAA vor zwei Jahren zum ersten Mal in München stattfand, trägt sie daher auch den Zusatz "Mobility" im Namen. Die Idee, nicht nur Autos auszustellen, sondern auch Räder und andere Mobilitätsformen, bleibt erhalten. Auch sonst ist das Konzept ähnlich.

Auf dem sogenannten "Summit" in der Messe trifft sich auch diesen Herbst die Fachwelt, nicht bloß aus der Autobranche. Unter den mehr als 500 Rednern sind zum Beispiel der Chef der Deutschen Bahn und der Lufthansa, Manager von Technologie-Unternehmen. Denn Künstliche Intelligenz in der Mobilität soll eine Rolle spielen. "In einem Auto sind schließlich mehr Chips eingebaut, als ein Spaceshuttle jemals hatte", sagte Müller. Komplett ausgebucht sind die Messehallen aber noch nicht. Die restlichen Plätze werden laut Müller Ende Juli vergeben.

Die meisten Aussteller auf der IAA in München kommen aus Deutschland – und China

Zwar kommen aus keinem Land so viele Aussteller wie aus Deutschland, allerdings präsentieren sich heuer 17 Prozent mehr ausländische Unternehmen als vor zwei Jahren. Vor allem der Anteil der asiatischen Unternehmen ist gewachsen: 41 Prozent der Aussteller haben ihren Sitz auf diesem Kontinent – die meisten in China.

Die Anzahl der chinesischen Unternehmen hat sich mehr als verdoppelt. Dort boomt der Markt mit E-Autos: 2022 hat China mehr als doppelt so viele Stromer verkauft wie Europa und die USA zusammen. Zum ersten Mal findet in den Messehallen während der IAA der "World New Energy Vehicle Congress" (WNEVC) statt, das ist eine Konferenz im Bereich der Elektromobilität, die bis lang immer in China stattfand.

Seltener Besuch: Tesla kommt auch nach München zur IAA

Wie am Freitagnachmittag außerdem bekannt wurde, wird der US-amerikanische Elektroauto-Hersteller Tesla dieses Jahr zur IAA kommen.  Der Elektroautobauer von Elon Musk wird allerdings nicht auf dem Messegelände selbst, sondern nur auf einem der Ausstellungsplätze in der Münchner Innenstadt präsent sein, wie die IAA Mobility am Freitag erklärte. Davor hatte die Fachzeitschrift "Automobilwoche" darüber berichtet.

Der Tesla-Stand auf dem Münchner Königsplatz wird der IAA zufolge etwa 200 Quadratmeter einnehmen. Was genau dort geplant ist, blieb offen. Weitere Aussteller auf dem Königsplatz sind etwa Ford, der ADAC oder EnBW. 200 Quadratmeter Ausstellungsfläche sind für einen Autohersteller eher wenig. In Branchenkreisen heißt es, dass in den Hallen mehrere Hundert bis zu 1.000 Quadratmeter üblich seien, auf den Open Spaces eher mehr. Die Messe wollte sich nicht zu Quadratmeterzahlen äußern.

Gleichzeitig will die Bundesregierung die Abhängigkeiten von China eigentlich verringern. Geht die IAA dann den richtigen Weg? "Miteinander reden ist besser als übereinander", sagte VDA-Chefin Müller. China sei auch ein Partner.

Wie die deutsche Regierung auf diese Entwicklungen blickt? Vielleicht verrät es Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), wenn er am 5. September die IAA eröffnet.

IAA nicht nur in der Messe: Auch im Englischen Garten wird es Teststrecken geben

Aber auch alle, die sich kein Messeticket kaufen, werden etwas von der IAA mitbekommen, und zwar noch mehr als in den Vorjahren. Zum Beispiel gibt es auch im Englischen Garten Teststrecken für Fahrräder und E-Bikes. Auch auf der Ludwigstraße vom Odeonsplatz bis zur U-Bahnstation Universität wird eine Teststrecke eingerichtet.

Testen sollen Münchner aber nicht nur Räder, sondern vor allem Autos – elf verschiedene Marken, 136 Fahrzeuge. Von sechs Orten können die Fahrer starten. Ein richtiges Festival soll die IAA in der Innenstadt laut der Veranstalter werden – mit Konzerten und Essensständen. Am Königsplatz soll man VR-Technologien erleben können. Und auf dem Marienplatz gibt es wieder ein "Citizen Lab" für Diskussionen. Auf Zäune und auf Eintritt wollen die Veranstalter verzichten. Ein Sicherheitskonzept, auch in Bezug auf mögliche Proteste, sei in Arbeit.

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