Wie die Grauen Wölfe Münchens Polizeipräsidenten benutzen

München - Polizeipräsident Hubertus Andrä hat eine Führungsfigur der rechtsextremen Grauen Wölfe (Ülkücü-Bewegung) in München, Eyüp Tanriverdi, im Polizeipräsidium empfangen. Offenbar war Andrä nicht klar, mit welchem Gast er in seinem Büro saß und Mineralwasser trank.
Nach dem Besuch bei dem Polizeichef postete Tanriverdi bei Facebook ein Gruppenfoto vor dem Präsidium und den Briefkopf von Hubertus Andrä – offenbar, um sich mit dem Besuch zu brüsten. Der Post ist mittlerweile nicht mehr öffentlich zu sehen. Die türkische Ülkücü-Bewegung gilt als ultranationalistisch und rassistisch, wird seit Jahren vom bayerischen Verfassungsschutz beobachtet. Die entsprechenden Personen sind offensichtlich auch ranghohen Polizisten nicht bekannt.
Bei dem Treffen am 14. März ging es um die Sicherheit von türkischen Einrichtungen in München und Bayern. Ender Beyhan-Bilgin, die für die SPD im Bezirksausschuss Obergiesing-Fasangarten und für die Liste Atlas im Migrationsbeirat sitzt, hatte im Namen mehrerer türkischer Vereine um das Treffen gebeten.
Bayern: Die Grauen Wölfe bekommen immer mehr Zulauf
Zuvor hatte es Übergriffe auf türkische und islamische Einrichtungen in anderen Bundesländern gegeben. Beyhan-Bilgin bat um eine Sicherheits-Einschätzung des Polizeichefs und kündigte acht Gäste an. Sprecher Marcus da Gloria Martins zur AZ: "Herr Tanriverdi war im Vorfeld nicht als Teilnehmer angemeldet. Hätten wir vorher gewusst, dass er kommen will, hätten wir Frau Beyhan-Bilgin gegenüber angeregt, seine Teilnahme zu überdenken."
Den geschwärzten Briefkopf postete Tanriverdi. (Quelle: Facebook)
Für Grünen-Stadtrat Dominik Krause ist die Tatsache, dass ein türkischer Rechtsextremist vom Polizeipräsidenten empfangen wird, ein Indiz, dass die Gefahr unterschätzt wird: "Wenn man sich so jemanden ins Haus holt, ist das ein Zeichen, dass die Polizei diese Szene nicht im Blick hat."
Die Grauen Wölfe bekommen in Bayern Zulauf durch rockerähnliche Gruppierungen wie Turkos MC und Turan e.V. Tanriverdi sitzt, wie Ender Beyhan-Bilgin, im Migrationsbeirat. Er für die Liste Ay Yildiz, sie für die AKP-Liste Atlas. Bei der letzten Wahl gab es Manipulationsvorwürfe. Beobachter warnten, ultranationalistische, türkische Vereine würden versuchen, den Beirat zu unterwandern.