"Die können doch zur Tafel gehen": CSU-Politikerin sorgt für Eklat

"Die können doch zur Tafel gehen": Dieser Satz von CSU-Politikerin Andrea Behr über Kinder aus armen Familien sorgt für massive Kritik. Für Parteichef Markus Söder könnte er zum Problem werden.
von  Tobias Lill
Andrea Behr, hier mit Würzburgs OB Christian Suchardt (li.) und CSU-Chef Markus Söder, sorgte für einen handfesten Eklat.
Andrea Behr, hier mit Würzburgs OB Christian Suchardt (li.) und CSU-Chef Markus Söder, sorgte für einen handfesten Eklat. © IMAGO / Lindenthaler

Würzburg - Die CSU-Politikerin Andrea Behr hat bei einer Podiumsdiskussion der "Main-Post" für einen Eklat gesorgt: Während über die Situation armer Familien in Deutschland und das Bürgergeld gesprochen wurde, mischte sich ein Zuschauer ein: "Sollen die Kinder nix essen? Dann wird's billiger." Die Landtagskandidatin im Stimmkreis Würzburg antwortete daraufhin: "Die können doch zur Tafel gehen. Die sind doch tafelberechtigt."

Ein Video der Szene ist beim Kurznachrichtendienst X, dem früheren Twitter, zu sehen. Die Kritik an der Zahnärztin ist groß. Tafel Deutschland, der Dachverband der Armenspeisung, nannte Behrs Äußerungen auf X "unverschämt". Und weiter: "Ehrenamtliche Angebote, die für vorübergehende Notsituationen gedacht sind, ersetzen nicht den Staat."

CSU in der Kritik: Andrea Behr erweist Markus Söder einen Bärendienst

Dass sich die Not bei so vielen Menschen verfestigt habe, sei auch Folge der Politik von CDU und CSU. "Statt etwas zu ändern, wird widerlich abfällig über Betroffene gesprochen." Aus Sicht von SPD-Sozialexpertin Doris Rauscher offenbart die Äußerung "eine unglaubliche Kälte gegenüber der Not bedürftiger Kinder und eine groteske Auffassung von Sozialstaat". Und weiter: "Kinder sind nicht Schuld daran, wenn ihre Eltern kaum finanzielle Mittel haben."

Eine Mail-Anfrage der AZ bei Behr vom Montagvormittag blieb zunächst unbeantwortet. Ihre Äußerungen dürften Parteichef Markus Söder womöglich ärgern. Für viel Geld hat er etwa mit Pflege- oder Familiengeld am Image einer sozialen CSU gefeilt. Ein Erfolgsgeheimnis der Partei war immer, der SPD möglichst wenig Angriffsfläche im Sozialen zu geben. Behr hat Söder hier eindeutig einen Bärendienst erwiesen.

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