Wichtige Tage
Hier erzählen Menschen der Stadt von ihrem Wochenende: Heute ist das der Stadtpfarrer Rainer Maria Schießler. Die Zeit als Wiesnkellner ist gerade rum - und es gibt viele Feste zu feiern
Der Stadtpfarrer von St. Maximilian (51) ist leidenschaftlicher Motorradfahrer und kellnert jedes Jahr im Schottenhamel-Zelt.
Die letzten Wochen während der Wiesn habe ich keinen Schluck Alkohol getrunken, nur Wasser mit Brausetabletten. Zwischendurch etwas Obst, nach Zeltschluss daheim eine Brotzeit und die Schlepperei, 250 Maß pro Tag – sechs Kilo habe ich abgenommen.
Aber am letzten Abend haben wir im Hotel Achterbahn gefeiert. Da will man immer gar nicht, dass der Abend aufhört, weil man sich ja so lang nimmer sieht. Am Dienstag musste ich mich erstmal erholen.
Denn auch dieses Wochenende wird nicht besonders ruhig. Am Nachmittag halte ich noch die Messe für einen ganz besonderen jungen Mann, der sich das Leben genommen hat. Abends bin ich Gastgeber – ich habe heute Geburtstag. Ein völlig unrunder, deswegen feier’ ich in kleiner Runde. In der Gruam, einer kleinen, ganz einfachen Kneipe, mit BIer und Würsteln. Ganz locker, wie immer mit Motto: No Gifts. Da freue ich mich eher über Spenden für das Projekt an der Elfenbeinküste, das ich mit meiner Arbeit auf der Wiesn unterstütze. Eine besonders exzessive Feier wird es nicht werden – morgen habe ich drei Taufen.
Den Samstag starte ich, wie meistens, im Café Rischart. Ich frühstücke immer Croissant und Kaffee – wenn man allein lebt, deckt man sich nicht den Tisch. Ein Mahl ist etwas, das man mit anderen teilt. Ich mag das Café, weil es dort geschäftig zugeht und ich trotzdem meine Ruhe habe. Und die Mädels, die dort arbeiten, geben den Kunden immer noch ein Lächeln oder ein paar nette Worte mit.
Die Taufen sind um 13, 14 und 15 Uhr. Für die Feiern sind in meiner Gemeinde besonders die kleine Schmausefalle und das Wirtshaus in der Au, der Fraunhofer und das Café Maria beliebt. Ich bleibe oft dabei, denn mit Kaffee oder Bier in der Hand kotzen sich die Leute am liebsten bei ihrem Pfarrer aus. Erzählen, was sie am Papst nervt oder womit sie hadern. Und das ist sehr wichtig.
Als alter Glockenbacher gehe ich abends am liebsten zu Anti in der Jahnstraße. Das ist ein Ort zum Entspannen. Wer da ist, muss nicht mehr nach Kreta. Ich mag den großen Meze-Teller. Samstags schlafe ich früh, nach dem aktuellen Sportstudio, um für den Sonntag fit zu sein.
Wie jeder Tag startet der Sonntag mit Gebeten. Die spreche ich für mich selbst, damit es mir gut geht, nicht für Gott. Der liebe Gott führt kein Buch, sage ich meinen Gemeindemitgliedern immer. Sonntags im Rischart werde ich meiner Predigt den letzten Schliff geben, denn unsere Kirche hat Namenstag, Patrozinium. Wir feiern das mit einer Messe und danach mit einem Frühshoppen.
Es wird gegrillt, die Leute sitzen auf Bierbänken im Kirchenschiff – da spürt man, was es heißt, eine Gemeinde zu sein.
Sonntagabend gehe ich gern ins Kino. Meine Hausfrau hat montags frei, also kommt sie meistens mit. Danach ein kleiner Absacker: Wenn wir im Maxx waren, bietet sich das Sausalitos im Tal an. Das ist laut und voller junger Leute – die sind so selbstbewusst, haben einen ganz anderen Drive als wir früher. Ich schau’ denen gern zu.