WG-Wahnsinn in München: Im Schnitt 700 Euro für ein Zimmer!

Wer in München ein WG-Zimmer möchte, muss mittlerweile im Schnitt 700 Euro hinlegen. Teurer ist es – logischerweise – in keiner anderen deutschen Stadt.
von  AZ/dpa
Studierende haben es oft schwer, ein günstiges WG-Zimmer zu finden. Vor allem in München. (Archivbild)
Studierende haben es oft schwer, ein günstiges WG-Zimmer zu finden. Vor allem in München. (Archivbild) © Felix Kästle/dpa

München - München ist auch in Sachen Studentenwohnungen das Maß aller Dinge – jedoch leider im negativen Sinn. Mittlerweile müssen Studierende für ein WG-Zimmer in der bayerischen Landeshauptstadt im Schnitt 700 Euro zahlen, so viel wie in keiner anderen deutschen Stadt. Im Vorjahr waren noch 620 Euro fällig.

Das geht aus einer Untersuchung des Moses Mendelssohn Instituts in Kooperation mit dem Immobilienportal WG-Gesucht.de hervor, die am vergangenen Donnerstag veröffentlicht wurde. Der Trend ist jedoch nicht nur in München zu beobachten: Für ein WG-Zimmer in einer deutschen Universitätsstadt müssen Studierende demnach im Vergleich zum Vorjahr jetzt deutlich mehr Geld auf den Tisch legen. Mit durchschnittlich 435 Euro pro Monat kostet ein Zimmer 44 Euro pro Monat mehr als noch vor einem Jahr – eine deutliche Zunahme um 11,4 Prozent.

Ausgewertet wurden dafür die in der zweiten Augusthälfte direkt verfügbaren Zimmer-Angebote auf dem Portal WG-Gesucht.de in allen 95 deutschen Hochschulstädten mit mindestens 5.000 Studierenden. In Frankfurt lag der Preis bei 580 Euro (Vorjahr 520 Euro), in Berlin bei 550 Euro (Vorjahr 495 Euro). Günstig wohnt es sich vor allem im Osten des Landes. WG-Zimmer waren im August in Chemnitz für durchschnittlich 250 Euro zu haben (Vorjahr 236 Euro), in Cottbus für 300 Euro (Vorjahr 257 Euro).

Nachhol-Effekt durch Corona sorgt für Preis-Explosion bei WG-Zimmern

"Diese Zeitreihe erlaubt einen langfristigen Vergleich über ein Jahrzehnt und belegt, dass es eine Preiserhöhung in dieser Form bisher nicht gegeben hat", fasst Dr. Stefan Brauckmann, Geschäftsführender Direktor am Moses Mendelssohn Institut (MMI), zusammen. 2019 dokumentierten MMI und WG-Gesucht.de mit 7,1 Prozent die bisher deutlichste bundesweite Mietensteigerung für Studierende. Brauckmann: "Das war schon damals eine bemerkenswerte Zunahme im erhitzten Markt, diesmal toppt die Veränderung aber alles bisher Dagewesene."

Die Preis-Explosion bei den WG-Zimmern ist auch das Resultat eines Nachhol-Effekts, denn in den vergangenen beiden Corona-Jahren gab es laut Brauckmann bei den Neuvermietungen "eher eine Seitwärtsbewegung der Preise". Diese gebe es nun nicht mehr: In 89 von 95 Städten der Hochschulstädte-Liste sind Zimmer in einer WG jetzt teurer als noch 2021.

Studierende holten Umzüge nach, die sie wegen der Pandemie auf Eis gelegt hätten, andere verlängerten wegen der Corona-Ausfälle ihr Studium. "So werden viele Wohnungen später frei, der Mangel verschärft sich." Auch internationale Studierende holten nun Auslandsemester in Deutschland nach. Mit dem gleichen Effekt.

2013 kostete ein WG-Zimmer in München im Schnitt noch 499 Euro

In der Langzeitbetrachtung zeigt sich, wie sehr die Preise für WG-Zimmer vor allem in den großen Städten angezogen haben. In Berlin waren Zimmer 2013 zu Beginn der Marktbeobachtung noch für durchschnittlich 335 Euro zu haben (jetzt 550 Euro) oder in München für 499 Euro (jetzt 700 Euro). "Damit ist die nächste Schallmauer des Studentischen Wohnens schneller erreicht als erwartet", sagt Brauckmann zu der Preissteigerung in München.

Das Deutsche Studentenwerk (DSW) sprach am Donnerstag von einem "Alarmsignal" und forderte die Bundesregierung zu einer raschen weiteren Erhöhung der Bafög-Sätze auf. Die zum Wintersemester greifende Erhöhung um 5,75 Prozent sei von der Inflation bereits "kassiert" und die durchschnittliche Miete für ein WG-Zimmer liege in den meisten untersuchten Hochschulstädten über der Bafög-Wohnkostenpauschale von derzeit 360 Euro.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.