Westparkmörder: Immer noch "tickende Zeitbombe"

Es war einer seiner spektakulärsten Fälle: Josef Wilfling, Ex-Chef der Mordkommission, hält den "Westparkmörder" für "nicht therapierbar".
von  dpa
Der Westparkmörder vor Gericht
Der Westparkmörder vor Gericht © Ronald Zimmermann

Es war einer seiner spektakulärsten Fälle: Josef Wilfling, Ex-Chef der Mordkommission, hält den "Westparkmörder" für "nicht therapierbar".

München  – Der frühere Chef der Münchner Mordkommission, Josef Wilfling, hält den „Westparkmörder“ nach wie vor für eine „tickende Zeitbombe“. Wilfling, seit seiner Pensionierung ein gefragter Talkshow-Gast, hat im Münchner Landgerichtsprozess um die nachträgliche Sicherungsverwahrung des heute 36-jährigen Täters sein Unverständnis über dessen mögliche Freilassung mit deutlichen Worten geäußert. Es sei „nicht nachvollziehbar“, dass im Falle der Ablehnung einer weiteren Inhaftierung „25 Polizisten so einem Menschen nachlaufen müssten, das versteht kein Mensch, aber ich bin ja auch kein Jurist“.

Der zur Tatzeit 18-jährige Slowene hat 1993 im Münchner Westpark einen Jogger aus purer Mordlust mit zahlreichen Messerstichen umgebracht. Er ist nach zwei Aufhebungen früherer Urteile 2003 zur höchsten Jugendstrafe von zehn Jahren unter Anrechnung nur eines Teils der Untersuchungshaft verurteilt worden. Rechtzeitig vor seiner 2010 anstehenden Entlassung hat die Staatsanwaltschaft die Anordnung der nachträglichen Sicherungsverwahrung beantragt.

Eine Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts aus jüngster Zeit erlaubt diese nur noch bei „hochgradiger“ Gefahr schwerster Gewalt- oder Sexualstraftaten unter der Voraussetzung einer psychischen Störung. Dies hat das Gericht jetzt mit Hilfe von Sachverständigen zu prüfen. Josef Wilfling leitete die Mordkommission während der Ermittlungen gegen den „Westparkmörder“.

Er hat nach seiner Pensionierung einen Bestseller über die spektakulärsten Fälle seiner Dienstzeit verfasst, darunter ist auch der des 36-Jährigen. Wilfling hat in der Verhandlung einen Vollzugsbeamten zitiert, demzufolge alle Gefangenen in der Vollzugsanstalt Straubing Angst vor dem Mann gehabt hätten. Der Slowene ist nach Einschätzung des ehemaligen Mordermittlers „nicht therapierbar“.

Die Angehörigen seines Opfers, vor allem die Witwe und ihre beiden Kinder, seien noch heute traumatisiert. Nach der bisherigen Beweisaufnahme hat sich der 36-Jährige während seiner letzten Haftjahre keine Gewalttätigkeiten zuschulden kommen lassen. Das Gericht will die Zeugenvernehmungen am 26. Juli abschließen.

Im August sollen die Sachverständigen zu Wort kommen, die um Ergänzung ihrer Gutachten mit Blick auf das Urteil des Bundesverfassungsgerichts gebeten wurden. Die Strafkammer plant für Anfang September die Plädoyers und das Urteil.

 

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