Weshalb riecht es in München derzeit so extrem? "Gab es seit 20 Jahren nicht"

In der bayerischen Landeshauptstadt macht sich derzeit ein starker Geruch breit – und zwar nach Honig. Was ist der Grund für den Geruch? Die AZ klärt das Phänomen auf.
von  Irene Kleber
Betörend duftig! Auch die Linden-Allee im Münchner Hofgarten blühtgerade so üppig wie seit 20 Jahren nicht.
Betörend duftig! Auch die Linden-Allee im Münchner Hofgarten blühtgerade so üppig wie seit 20 Jahren nicht. © Frauke Lücke/LBV

München - Ist es Ihnen auch schon aufgefallen? In der ganzen Stadt liegt gerade ein feiner Honigduft in der Luft. Was man da so angenehm erschnuppert (aber auch vielen Pollenallergikern zu schaffen macht), strömt aus den vielen Linden, die in Münchner Parks, Biergärten und in allen Vierteln als Straßenbäume stehen. Sie blühen so außergewöhnlich üppig wie selten.

Auch die Röthlinde in Gern steht in voller Blüte.
Auch die Röthlinde in Gern steht in voller Blüte. © Gabi Maier/LBV

Optimales Wetter in München für heimische Linden

Aber warum? Des Rätsels Lösung ist das Wetter-Mischmasch der letzten Monate - mit sehr viel Regen (nach einigen Jahren Trockenheit), aber auch viel Sonnenschein. Für die Linden, die bei uns heimisch sind, sind das optimale Bedingungen, sie haben deshalb viele Blüten ausbilden können. Im Juni und Juli ist Blühsaison für die Münchner Linden, erklärt Frauke Lücke vom Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) in München. "Das beginnt mit den Sommerlinden und den Hybriden aus Sommer- und Winterlinden. Dann folgen die Winterlinden und schließlich die Krim- und Silberlinden." "Ungefähr alle vier Jahre haben Linden ein Mastjahr, also ein Jahr maximaler Samenproduktion", sagt Münchens LBV-Chef Heinz Sedlmeier, "so etwas wie heuer haben wir allerdings in den letzten 20 Jahren nicht erlebt."

Offenbar gefällt ihm der Honigduft in seiner Linde auch: ein Waldkauz im Nymphenburger Schlosspark.
Offenbar gefällt ihm der Honigduft in seiner Linde auch: ein Waldkauz im Nymphenburger Schlosspark. © Gabi Maier/LBV

Klimawandel bedroht Münchens Winterlinden

Je mehr Samen die Bäume im gleichen Zeitraum abwerfen, desto höher ist auch die Chance, dass nicht alle Samen gefressen werden, "etwa von Buchfinken, Kohlmeisen, Kleibern oder Feuerwanzen", sagt Frauke Lücke. "Damit steigt die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Fortpflanzung."

Baumexperten befürchten, dass wegen des Klimawandels die Winterlinde in München stark zurückgehen könnte, weil es zu trocken und zu warm für sie werden wird. "Das wäre fatal, weil jeder zweite Straßenbaum eine Winterlinde ist", sagt Sedlmeier. Und rät schon deshalb dazu, die prächtige Lindenblüte in diesem Sommer zu genießen. Vier Wochen wird man sich wohl noch an dem Duft erfreuen können. Die Lindenblüte endet etwa Ende Juli.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.