Wertstoffinseln in München: Ein Konzept für die Tonne

München - Corona, Lockdown, diffuse schlechte Laune auf dem heimischen Sofa, oder im Gegenteil - endlich einmal groß aufkochen. Egal, welcher Grund es im Einzelnen gewesen sein mag, die Münchner haben sich heuer gerne eine Flasche aufgemacht daheim.
Volle Müllcontainer in München
Und zwar deutlich mehr als in den Jahren zuvor. Man sah das im Stadtbild, leere Flaschen standen in rauen Mengen vor den Altglascontainern. Und auch beim Verpackungsmüll ging an vielen Tagen oft gar nichts mehr. Dann blieb der oftmals vor den blassgelben Containern liegen, sehr zum Ärger vieler Münchner. Dieser Frust soll nun weniger werden.
München und die Wertstoffinsel, das ist eine konfliktbelastete Beziehung - und eine komplizierte. So will es die deutsche Verpackungsverordnung aus den 90er Jahren. Nicht der städtische Abfallwirtschaftsbetrieb (AWM) sammelt Verpackungsmüll und Glas ein, sondern private Firmen.
30 Glas-Lkw pro Monat mehr als sonst
Die geben sich nach den letzten Corona-Monaten durchaus selbstkritisch. "Wir hatten bis einschließlich August 15 Prozent mehr Glas als sonst", sagt Klaus Thielmann von Remondis. Die Firma, die im ganzen Stadtgebiet Glascontainer und im Münchner Westen auch Container für Verpackungsmüll betreibt.
Heißt: 325 Tonnen zusätzliches Glas pro Monat, was 30 Sammel-Lkw entspricht. "Das haben wir von heute auf morgen nicht hinbekommen", sagt Thielmann. Deshalb "ist es da leider zu Situationen gekommen, die uns auch nicht gefallen haben". Sprich: Die Inseln sahen greislig aus.
Münchner Wertstoffinseln: Voll und verschmutzt
Inzwischen habe man ein Fahrzeug mehr im Einsatz, die Lage habe sich entspannt. Das Grundproblem aber bleibt: Viele Wertstoffinseln sind voll und verschmutzt. Deshalb haben sich die beiden Betreiberfirmen, Wittmann und Remondis mit dem Abfallwirtschaftsbetrieb abgesprochen und ein neues, vierteiliges Konzept erarbeitet, das "für Akzeptanz sorgen" soll, wie es Kommunalreferentin und Erste Werkleiterin der AWM, Kristina Frank (CSU) formuliert.
Vier-Punkte-Strategie für Wertstoffinseln in München
- MEHR Kapazität:
Metall, Kunststoff sowie sogenannte Verbundstoffe (wie sie oft für Verpackungen verwendet werden) dürfen ab sofort gemeinsam in eine Tonne geworfen werden. Sortiert wird dann maschinell. Hintergrund: Die Tonnen für Dosen und Alu waren oft zu drei Vierteln leer, die Plastiktonnen übervoll.
- MEHR Leerung:
Manche Tonnen wurden bislang nur einmal die Woche geleert. Wittmann und Remondis werden zwei Drittel der Behälter, dort, wo es oft voll ist, nun mindestens drei Mal wöchentlich leeren, das restliche Drittel wird einmal wöchentlich geleert. Sollte das nicht reichen, gibt es bei Bedarf Sonderleerungen.
50 Wertstoffinseln gelten als Problemstandort
- MEHR Sauberkeit
Rund um die Tonnen wird künftig häufiger sauber gemacht werden. Ob's hilft, liegt auch an den Münchnern. 40 bis 50 Wertstoffinseln der insgesamt 950 gelten als Problemstandorte mit viel herumliegendem Müll. Alexander Wittmann von der gleichnamigen Betreiberfirma sagt, an viele Standorte schicke man bereits täglich ein Reinigungsfahrzeug und selbst das sei zu wenig: "Vormittags kommt der Reinigungswagen und abends liegt schon wieder der Sperrmüll da."
- MEHR Kommunikation
Neue Aufkleber mit Kontakttelefonnummern und scannbaren QR-Codes sollen die Kontaktaufnahme zu den Betreiberfirmen erleichtern. Außerden werden an einzelnen Containern auch Informationen dazu aufgeklebt, wo der nächste Wertstoffhof ist, an dem man Sperrmüll abgeben kann.
SPD begrüßt bessere Leerintervalle
Kristina Frank hofft, dass die Münchner Wertstoffinseln durch diese Vereinbarung "wieder glänzen". Die SPD im Stadtrat, die erst kürzlich Verbesserungen bei den Wertstoffinseln gefordert hatte, begrüßte die besseren Leerintervalle. Sie stellte aber das Entsorgungssystem an sich in Frage.
Die Recyclingquote bei Plastik liege bei nur 18 Prozent. "Daher wollen wir prüfen, wie es möglich wird, dass München aus dem Dualen System aussteigen kann", sagt der stellvertretende Fraktionssprecher Nikolaus Gradl.