Wer zu früh fliegt, zahlt: Polizei jagt Schulschwänzer

MÜNCHEN - Viele Eltern legen einen Frühstart hin: Sie fliegen mit ihren schulpflichtigen Kindern schon vor dem Ferienstart in den Urlaub. Aber Vorsicht: Das kann richtig teuer werden! Bis zu 1000 Euro Bußgeld pro versäumtem Schultag und Kind kostet es, wenn man erwischt wird.
Urlaub schon vor den Ferien: „Immer mehr Eltern beantragen Schulbefreiung für die letzten Tage vor den Ferien“, stellt Schulleiterin Gertrud Wessely besorgt fest. Deswegen hat die Regierung von Oberbayern die Schulen aufgefordert, keine Ferienverlängerung zu erlauben. Das schert manche Eltern wenig, sie fliegen trotzdem weg – mit fadenscheinigen Ausreden. Das kann teuer werden: bis zu 1000 Euro Bußgeld pro versäumtem Schultag und Kind.
„Eine günstige Urlaubsreise ist kein Grund für eine Unterrichtsbefreiung“, bestätigt Günther Schuster, Sprecher des Kultusministeriums. Wegen einer Sprachreise, die schon vor den Ferien angetreten werden muss, oder einer Familienfeier im engen Verwandtenkreis würde ein Schüler aber immer freigestellt.
Landen auf dem Boden der Tatsachen
Viele Eltern nehmen sich die Freiheit heraus, gar nicht erst bei der Schule anzufragen. Sie packen Koffer und die Kinder ein und fliegen weg.
Auf dem Boden der Tatsachen landeten im vergangenen Jahr fast 100 Familien am Nürnberger Flughafen, dem Drehkreuz von Air Berlin. Die Polizei fischte die Eltern und ihre Schulschwänzer bei der Kontrolle heraus. Teilweise bis zu fünf Tage nach Schulbeginn hatten sie erst die Rückreise angetreten. In 19 Fällen gab es Strafen zwischen 300 und 900 Euro.
„Das Bußgeld reicht von fünf Euro Minimum bis zu 1000 Euro pro Fehltag und Kind bei besonders schweren Fällen“, so Günther Schuster. In der Stadt München liege der Schnitt bei 50 Euro, sagte Eva-Maria Volland, Sprecherin des Schulreferats, zur AZ. Genaue Zahlen für den Landkreis München hat das Landratsamt: 40 Bußgeldverfahren wegen Schulschwänzens gab es dieses Jahr schon. „Für Eltern kostet das 50 Euro am Tag, Schüler ab 14 Jahren zahlen 25 Euro“, rechnet Abteilungsleiter Thomas Fischer vor. „Im Wiederholungsfall verdoppeln sich die Beträge.“ Es kann teuer werden.
Keine gezielte Fahndung am Flughafen München
„Billige Tickets und günstige Hotels außerhalb der Ferienzeit“ geben die meisten Schulschwänzer-Eltern als Grund für ihre Ferienverlängerung an. Andere beklagen, dass in den letzten Tagen eines Schuljahres sowieso nur Spiel und Spaß auf dem Stundenplan stehe. Da widerspricht Günther Schuster vom Kultusministerium aber vehement: „Gerade solche Exkursionen, musische oder sportliche Aktivitäten, sind sehr sinnvolle Projekte, die das soziale Miteinander fördern.“
Das haben die Eltern an der Gräfelfinger Grundschule wohl erkannt, nachdem Rektorin Gertrud Wessely schon im Juni einen Elternbrief verteilen ließ. „Wir hatten für die Oster- und Pfingstferien mehr Anträge als je zuvor auf Unterrichtsbefreiung“, so die Schulleiterin. Aber jetzt liegt nur einer vor. „Da geht es um einen runden Geburtstag, zu der die Familie schon am Freitag anreisen muss.“
A propos Reise. Am Münchner Airport wird nach Schulschwänzern nicht gezielt gefahndet. „Weil irgendwo auf der Welt immer Ferien sind“, so Harald Lindacher von der Flughafen-Polizei. „Da haben wir 365 Tage im Jahr Familien mit Kindern.“
B. Brießmann