Wer hat Schuld, dass nicht mehr gebaut wird?

Ein Investor hat den Bau von 700 Wohnungen gestoppt. Wegen der Richtlinien der Stadt?
von  Christina Hertel
In München wird weniger gebaut. (Symbolbild)
In München wird weniger gebaut. (Symbolbild) © Sven Hoppe/dpa/Archivbild

München - Ein Investor stoppt den Bau von 700 Wohnungen beim Olympia-Einkaufszentrum. Ein Grund sollen die harten Auflagen zur Sozialgerechten Bodennutzung (Sobon) sein. Diese Nachricht verbreitete die "Immobilienzeitung". Was ist dran?

Tatsächlich plant das Unternehmen ECE bereits seit einigen Jahren, am Olympia-Einkaufszentrum auf den Parkflächen Wohnungen zu errichten. So teilt es das Planungsreferat auf Anfrage der AZ mit. Doch bis jetzt sei es nicht gelungen, die Eigentümer, die schon heute am Olympia-Einkaufszentrum leben, dazu zu bringen, den Neuplänen zuzustimmen.

München: Bauprojekt wegen Sobon nicht mehr wirtschaftlich?

Im Herbst habe das Unternehmen der Stadt schließlich mitgeteilt, dass das Projekt wegen der neuen Sobon-Richtlinie nicht mehr wirtschaftlich sei. Das Referat habe das Unternehmen dann darum gebeten, das nachzuweisen. Der Stadtrat hätte dann entscheiden können, ob er eine Ausnahme macht und die Sobon nicht zur Anwendung kommt.

Doch so weit kam es laut Planungsreferat gar nicht. Denn den Nachweis erbrachte das Unternehmen nie.

Unternehmen arbeitet weiter an Realisierung des Wohnbauprojekts in München

Das Unternehmen ECE teilt dazu auf AZ-Anfrage hin mit: "Das angedachte Wohnungsbauprojekt am Olympia-Einkaufszentrum ist nicht abgesagt. Es hat sich aber zumindest auf Basis der bisherigen Planungen als wirtschaftlich nicht realisierbar erwiesen." Dafür gebe es verschiedene Gründe - etwa genehmigungsrechtliche Vorgaben und die gestiegenen Baupreise. Das Unternehmen arbeite aber weiterhin an einer Realisierung.

Welche Auswirkungen die Sobon auf andere Bauvorhaben hat, kann die Stadt noch nicht sagen. Es liegen aber laut Planungsreferat keine Schreiben vor, dass aufgrund der neuen Sobon prinzipiell kein Interesse mehr an Investitionen in den Wohnungsbau bestehe. Momentan verlaufe das Gros aller Bauverfahren noch nach den vorhergehenden Regularien.

Stadt München erteilte Baurecht für 1.279 Wohneinheiten im Jahr

Aber auch das Planungsreferat gibt zu, dass in den vergangenen drei Jahren relativ wenig Baurecht geschaffen wurde: Zwischen 2019 bis 2021 erteilte die Stadt im Schnitt Baurecht für 1.279 Wohneinheiten pro Jahr.

Ein Grund dafür sei unter anderem Corona. Aktuell sei aber gerade eine große Zahl an Bebauungsplänen in Bearbeitung. Schon für 2022 rechnet das Planungsreferat mit neu geschaffenem Baurecht für etwa 4000 Wohneinheiten.

Investoren: "Wir warten erst einmal ab"

CSU-Stadträtin Heike Kainz hat die Befürchtung, dass wegen der neuen Sobon-Richtlinie in Zukunft insgesamt weniger gebaut werden könnte. Schließlich werde ohnehin alles immer teurer, sagt sie: "die Grundstückspreise, die Baustoffe, die Mitarbeiter. Wenn wir mit Investoren sprechen, sagen alle: Wir warten erst einmal ab."

Simone Burger von der SPD verteidigt die Sobon hingegen. "In München gibt es kaum mehr freie Flächen." Mit dem, was bleibt, müsse die Stadt deshalb besonders vorsichtig umgehen, findet sie.

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