Wenn "Heimat" missbraucht wird

Der Bund Naturschutz hat seit 100 Jahren Probleme mit rechten Ideologien – auch heute. Vor allem wenn Begriffe wie „Heimat”, die eigentlich aus dem Naturschutz stammen, anderweitig verwendet werden
von  Markus Merz

MÜNCHEN Rechtsextremistische Ideologien sollen beim Bund Naturschutz (BN) in Bayern freilich keinen Platz haben. Dass das jedoch immer wieder betont werden muss, hat mit der älteren aber auch jüngeren Geschichte des BN zu tun.

Anlässlich seines 100-jährigen Bestehens hat der Bund Naturschutz erstmals eine wissenschaftliche Aufarbeitung seiner Verbandsgeschichte in Auftrag gegeben – und dabei vor allem auch die Zeit während des Nationalsozialismus untersucht.

Der jüngste Fall von rechtsextremistischen Anzeichen im BN liegt noch gar nicht lange zurück, stammt vom Januar dieses Jahres. Damals hatte der Nürnberger BN-Chef Günther Raß mit seinem Vorwort in der Ausgabe der Nürnberger BN-Zeitschrift Mauersegler rechtslastig geäußert. So stellte er damals unter anderem die Frage: „Wie viele Migranten/Ausländer verkraften wir? Wie viel Platz ist noch in Deutschland?"

Die Reaktionen auf den Fall waren entsprechend weitreichend. Raß entschuldigte sich später und trat von seinem Amt zurück. Zudem plante der Landesvorsitzende Hubert Weiger in der Satzung zu verankern, dass der BN nichts mit diesem Gedankengut zu tun haben möchte. Bisher ist das zwar noch nicht geschehen, soll aber heuer passieren.
Geht es um rechtsextremistische Tendenzen, sind Naturschutz-Verbände deutschlandweit immer wieder der Gefahr ausgesetzt, von braunem Gedankengut unterwandert zu werden.

Vor allem wenn Begriffe wie „Heimat”, die eigentlich aus dem Naturschutz stammen, anderweitig verwendet werden. „Das passiert leider immer wieder”, sagt Frank Uekötter vom Rachel Carson Center für Umwelt und Gesellschaft.

Uekötter hat die wissenschaftliche Arbeit über den Bund Naturschutz in dessen Auftrag erstellt und gibt Einblicke über die Rolle des BN in der NS-Zeit: „Als der Nationalsozialismus aufkam, fand erstmal kein Bruch statt. Die Leute waren politisch naiv. Das ist richtig erschütternd.”

Letztlich war den Vordenkern alles egal, Hauptsache der Naturschutz kam nicht zu kurz. „Dabei waren damals Leute an der Spitze des BN, die nicht mal in der NSDAP waren”, sagt Uekötter.
In Zukunft will sich der BN gegen solche Vorkommnisse absichern. „Wir wollen das Bewusstsein der Menschen schärfen”, sagt der Landesvorsitzende Hubert Weiger.
 

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