Wenn es kalt wird: Stadt bietet Schlafplätze für Obdachlose

Wer in München auf der Straße friert, kann sich in ein Notquartier einweisen lassen. Seit Jahren steigt die Zahl der Bedürftigen.
von  Florian Zick
Momentan wohnen im Haus 12 in der Bayernkaserne noch unbegleitete Jugendliche.
Momentan wohnen im Haus 12 in der Bayernkaserne noch unbegleitete Jugendliche. © dpa

Noch ist es nicht so richtig kalt draußen. Der Wetterbericht sagt für kommende Woche tagsüber bis zu 15 Grad vorher, nachts sollen es immerhin noch um die vier Grad sein in der Stadt. Aber eines ist sicher: Die eisigen Frostnächte werden uns auch diesen Winter nicht ganz erspart bleiben.

Die Stadt hat jetzt deshalb ihr Kälteschutzprogramm gestartet. Das soziale Image Münchens soll nicht dadurch erschüttert werden, dass auf den Straßen jemand erfriert. Bis zum 31. März können sich Obdachlose nachts deshalb in Notunterkünften einquartieren lassen.

Im Haus 12 in der Bayernkaserne stehen dieses Jahr dafür 500 Einzelbetten und 206 Schlafplätze für Alleinstehende mit Kindern zur Verfügung.

In den vergangenen Jahren ist die Nachfrage nach diesen Nachtquartieren stetig gestiegen. Im Winter 2013/14 kamen 2368 Menschen dort unter, vergangenen Winter waren es schon 3220 – und dieses Jahr rechnet das Sozialreferat sogar mit noch mehr Übernachtungsgästen.

Die Zahlen sind deshalb so genau überliefert, weil jeder, der einen Schlafplatz in Anspruch nehmen möchte, sich bei den Beratungsstellen „Schiller 25“ im südlichen Bahnhofsviertel oder FamAra in der Rosenheimer Straße registrieren lassen muss. Wegen der starken Nachfrage hat das Evangelische Hilfswerk in der Landwehrstraße 43 heuer sogar noch eine dritte Anlaufstelle eingerichtet.

Die größte Gruppe unter den Kälteflüchtlingen machten in den vergangenen Jahren mit großen Abstand immer die Bulgaren und Rumänen aus. Diese waren zumeist nach München gekommen, um hier ein bisschen Geld zu verdienen. Der unbarmherzige Wohnungsmarkt versagte den Saisonarbeitern aber, dass sie in der Stadt eine feste Bleibe fanden.

Etwa 1,8 Millionen Euro lässt sich die Stadt das Schutzprogramm kosten. Dass es momentan noch recht mild ist, kommt dem Sozialreferat dabei sehr gelegen. Im Haus 12 in der Bayernkaserne stehen bis Jahresende nämlich noch ein paar Umbauten an.

Die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge, die dort derzeit noch untergebracht sind, sollen demnächst ins dann ausgebaute Dachgeschoss umziehen. Spätestens zu Weihnachten soll das Kälteschutzprogramm dann aber in vollem Umfang laufen.

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