Wenn es auf der Wiesn übel wird

MÜNCHEN - Weil Wiesnbesucher Hauseingänge und Vorgärten verschmutzen, fordert der Bezirksausschuss Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt mit jeder Wiesn-Maß einen Reinigungszuschuss: "Als Bierpfennig". Was die Wirte und die Stadt dazu sagen
Oans, zwo, gsuffa – und dann? Dann landen „vorverdaute Hähnchen in Biersoße“ in den Hauseingängen und Vorgärten bei den Anwohnern rund um die Theresienwiese oder überziehen die Gänge in U-Bahnzügen. Das ist die eklige Kehrseite des munteren Oktoberfestes. Das findet auch der Bezirksausschuss Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt zum . . . und fordert einstimmig einen „Bierpfennig“ für eine saubere Wiesn.
Allein die MVG muss pro Wiesn 100000 Euro für zusätzliche Reinigung bezahlen. Was die Anwohner blechen müssen, hat noch keiner erfasst. „Es ist heute bei keinem Produkt mehr üblich, die Folgekosten auf die Allgemeinheit zu übertragen“, sagt BA-Mitglied Martin Ruckert (CSU): „Wenn sie einen Autoreifen kaufen, zahlen sie die Entsorgung auch gleich mit.“
Einen Prozent von jeder verkauften Maß für die Reinigung
Dann macht der Mathematik-Professor die Rechnung auf: Die Stadt solle einen „Bierpfennig“ von einem Prozent auf jede Maß erheben. Bei der vorigen Wiesn wurden sechs Millionen getrunken. Also müssten die Wiesn-Gastronomen zusammen 600000 Euro bezahlen. Ruckert: „Damit die Maß nicht ein Prozent teurer wird, können die Wirte die Summe auf alle Speisen und Getränke verteilen.“
Martin Ruckert lebt an der Theresienwiese. Er kennt die Situation, wenn Wiesnbesucher in die Gärten bieseln oder sich vor Hauseingängen übergeben. „Wir haben vom Bezirksausschuss schon oft versucht, die Situation für die Anwohner erträglicher zu gestalten. Aber es hat am Ende immer geheißen, es sei kein Geld dafür da.“
Das Geld sollte von den Bezirksausschüssen auf Antrag verteilt werden. Dafür sollten Hausbesitzer ihre Reinigungskosten geltend machen. Was an Geld eventuell übrig bleibt, solle fürs nächste Jahr zurückgelegt werden.
Übers Ziel hinausgeschossen?
Ruckert schlägt auch vor, außerhalb der Theresienwiese Toiletten aufzustellen. „Mancher merkt erst außerhalb des Platzes, dass er ein Bedürfnis hat.“ Den Antrag hat Ruckert auch an die anderen betroffenen Bezirksausschüsse geschickt. „Das ist auch für Neuhausen mit den wilden Campingplätzen interessant.“
Für Münchens Wirtschafts- und Wiesn-Referent Dieter Reiter (SPD) ist der Vorschlag „unausgegoren und praktisch nicht durchführbar“, er schieße über das Ziel hinaus und werfe „tausend rechtliche Probleme auf“. Contra gibt auch Wirtesprecher Toni Roiderer: „Und wer bezahlt für die Hinterlassenschaften, weil den Leuten vom Fünferlooping schlecht wird?“ Die Stadt habe die Reinigung bisher gut über die Platzgebühr geregelt. „Ich sehe keine Veranlassung, das auf Essen und Trinken aufzuschlagen.“
Willi Bock