Wenn der Sprit ausgeht: Rettung um Mitternacht
Das ist ein Service, bei Anruf gibt es Alkohol: Ein Lieferservice bringt zu später Stunde Bier, Wein, Schnaps – aber auch Snacks und Kondome bis an die Haustür.
Daniel gibt Gas. Es ist Donnerstagabend, halb neun. Er muss nach Altperlach, und das möglichst schnell. Dort soll er einen Kasten Bier und fünf Flaschen extra abliefern. Die hat Liam bestellt, er ist Stammkunde bei Alkoport.
Alkoport ist ein mittlerweile fast fünf Jahre alter Lieferservice, aber kein gewöhnlicher. Die Fahrer arbeiten abends und nachts, zu bestellen gibt es – der Name lässt es erahnen – vor allem Alkohol. Der 27-jährige Fahrzeugtechnik-Student Daniel ist einer der beiden Fahrer, die heute im Einsatz sind und das Stadtgebiet beliefern sollen. „So ungefähr 30 Bestellungen werden es heute Abend schon sein“, schätzt er. Schließlich ist Donnerstag, und dieser Tag zählt erfahrungsgemäß schon fast zum Wochenende. Zumindest, was die Anzahl der Bestellungen angeht.
Am Wochenende sind dann meist sechs Fahrer unterwegs. Zwei Telefonistinnen koordinieren bis zu 120 Aufträge und die Fahrer. Bestellt werden kann von halb neun bis um ein Uhr. Das Angebot ist groß, es reicht von der Flasche Augustiner (1,40 Euro) über einen ganzen Kasten (20 Euro) bis zu Sekt, Wein, Schnaps, Alkoholfreiem, Zigaretten und Snacks. Auch Kondome haben die Fahrer dabei. Ab acht Uhr beladen die Fahrer im Lager die Kleintransporter. Jeder Zentimeter wird ausgenutzt, schließlich sollen sie die ganze Nacht unterwegs sein.
Das erste Ziel
Der blaue Transporter hat sein erstes Ziel erreicht. Ein Mehrfamilienhaus in Altperlach. Liam öffnet die Tür. Man kennt sich. Er gibt den alten Kasten ab, der neue und die fünf Bier extra kosten noch 25,40 Euro. Er gibt 28. „Stimmt so.“ Liam ist froh, dass er bei Alkoport bestellen kann. „Der nächste Supermarkt ist zu Fuß 25 Minuten entfernt. Auto hab’ ich auch keins.“ Deshalb nutzt er den Lieferservice regelmäßig.
Auch Daniel ist mit der ersten Lieferung des Abends zufrieden. Nur ein Stockwerk und fast drei Euro Trinkgeld. „Das ärgert mich, wenn ich einen Kasten Bier in den dritten oder vierten Stock eines Schwabinger Altbaus schleppe, die Leute sich Freude und ich dann keinen Cent Trinkgeld bekomme“, sagt er.
Souverän manövriert er den Lieferwagen durch die Innenstadt, als der nächste Auftrag per Fax ankommt. Wieder eine Kiste Augustiner, diesmal zum Tierpark. Die Kommunikation mit der Zentrale läuft problemlos. Alle Fahrer tragen Headsets, die Transporter haben mobile Faxgeräte und Navigationssysteme. „Da ist der Mann mit dem Bier“, begrüßen ihn zwei angetrunkene Anfangdreißiger, als er am Eingang zum Tierpark ankommt. Abkassieren, Warenübergabe – und weiter.
„Hoffentlich geht uns das heute Abend nicht aus“
Gerade haben Max und Jonas in der Zentrale angerufen. Und – wie könnte es auch anders sein – eine Kiste Bier bestellt. „Hoffentlich geht uns das heute Abend nicht aus“, meint Daniel. Wieso sie nicht vorher eingekauft haben? „Wir hatten spontan Lust auf Bier“, sagen die beiden. „Wenn es den Lieferservice nicht gäbe, wären wir zur Tankstelle gelaufen. Das hätte allerdings länger gedauert, und wäre auch nicht billiger gewesen. Jetzt wird uns das Bier sogar an die Tür gebracht.“
Bald ist Mitternacht. Daniel muss an die Hauptfeuerwache liefern. Eine Flasche Havana Club, zwei Liter Cola, zwei Schachteln Zigaretten. Dazu gibt’s eine Packung Eiswürfel, wie bei jeder Bestellung hochprozentigen Alkohols. Philipp, Max, Felix und Niklas warten schon sehnsüchtig auf die Lieferung. „So einmal im Monat bestellen wir schon“, berichtet Niklas. Jetzt wollen die Vier gemütlich trinken und dann in einen Club gehen.
Seit zweieinhalb Jahren fährt Daniel für Alkoport. Meistens zweimal pro Woche, an Abenden wie dem heutigen kommen schon mal 100 Kilometer zusammen.
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