Wenn das Bier auf der Wiesn ausgeht: „Der absolute Albtraum“
Auf der Nostalgie-Wiesn droht das Bier zur Neige zu gehen. Das gab’s nur einmal in der Geschichte des Oktoberfests: Seitdem werden Depots mit Bierreserven angelegt. Ein Wirt erzählt
MÜNCHEN Das Jubiläumsbier schmeckt den Münchnern: In den vergangenen Tagen tranken sie so viel davon, dass die Wirte der Nostalgie-Wiesn fürchteten, es könne nicht reichen (AZ berichtete). Jetzt die Entwarnung: „Es genügt“, sagt Hofbräudirektor Michael Möller. „Nur sollte sich der Absatz nochmal verdoppeln, haben wir einen Engpass.“ Bis zu 15000 Maß werden pro Tag verkauft, damit habe keiner gerechnet. Es ist nicht das erste Mal auf der Wiesn, dass das Bier kaum reicht. Die AZ hat nachgefragt, bei einem, der es wissen muss: Hofbräuwirt Günter Steinberg.
AZ: Herr Steinberg, es drohen leere Krüge...
GÜNTER STEINBERG: Das passiert sicher nicht, da sind die Brauereien immer findig. Aber es stimmt, dass Augustiner und Hofbräu nicht mit dem Ausstoß gerechnet haben.
Wie bei Ihnen 1981?
Ja, ich habe mich damals als junger Wirt verkalkuliert. Der absolute Albtraum! An dem Samstag war es so voll, dass mir um halb neun Uhr abends in einer Schänke die Fässer ausgegangen sind.
Wie haben Sie davon erfahren?
Damals hatte man jemanden, der genau aufschreibt, wie viel in den Fässern drin ist. Und der hat gemerkt, es wird knapp. Heute ist der übrigens Kultusminister in Bayern, hat damals während der Wiesn bei mir gejobbt. Doch Herrn Spaenle trifft keine Schuld. Die liegt immer allein beim Wirt.
Was haben Sie getan?
Sofort meinen Zeltnachbarn Richard Süßmeier angerufen: „Ich brauch’ dein Bier, sofort.“ Zusammen haben wir zwei Hirschen Paulaner rüber zu mir gerollt. Als ich eine Leiter als Rampe nehmen wollt’, ist die in der Mitte die durchgebrochen. Wenn was passiert, dann immer alles gleichzeitig.
Könnte das heute nochmal einem Jungwirt passieren?
Nein, weil das Bier aus Containern und nicht aus Fässer kommt. Die werden jede Nacht neu befüllt. Ich habe zum Beispiel immer eine Reserve von zehn bis 15 Prozent darin.
Wie berechnet man das?
Man nimmt einfach den stärksten Wiesntag, also den Italiener-Samstag. Das ist der Richtwert. Wie viel wir verkaufen, bleibt aber geheim.
Int: Anne Kathrin Koophamel