Wenig Bier, viel Glühwein
MÜNCHEN - Frostig, aber fröhlich geht das 175. Oktoberfest zu Ende. Wirte verkaufen weniger Maß und Spezi, Gäste fahren weniger Karussell und Achterbahn.
Am Ende zweifelte Christian Ude sogar am Klimawandel: „Es ist schon erstaunlich, dass trotz der Erderwärmung die Wiesn dem Christkindlmarkt immer ähnlicher wird“, sagte der Oberbürgermeister – und verwies auf den beachtlichen Glühweinabsatz, den die Händler am letzten Wochenende verzeichneten: Über 2000 Liter wurde seit Freitag an durchfrorene Wiesn-Gäste verkauft.
Auch sonst stand das 175. Oktoberfest voll und ganz unter dem Einfluss des Tiefdruckgebietes, das von Skandinavien fast die ganzen zwei Wochen subpolare Meeresluft auf die Theresienwiese wehte: Frostig, aber fröhlich ist das Fest deshalb für Wiesn-Chefin Gabriele Weishäupl gewesen. Allerdings auch deutlich ruhiger, als in vergangenen Jahren: Am Ende hatten rund sechs Millionen Gäste, rund 6,6 Millionen Maß Bier getrunken. Ein Minus um 300000 Liter! Bei den nicht-alkoholischen Durstlöschern gab es sogar einen Rückgang um 15 Prozent.
Noch bitterer fällt die Bilanz der Schausteller aus: Über Umsatzeinbrüche von bis zu 20 Prozent klagten die Betreiber von Achterbahnen und Kinderkarussells. Lediglich überdachte Fahrgeschäfte und die Wiesn-Neuheiten blieben auch bei Regen und Kälte gefragt.
Video: Weishäupl zieht Bilanz
Als Umsatz-Sieger erwiesen sich dagegen die Wiesn-Cafés. Mit dampfendem Kaffee, Kaiserschmarrn und zuckersüßen Kuchenvariationen verwöhnten sie das fröstelnde Publikum. Im Straßenverkauf lag der Leberkäs knapp vor der Fischsemmel. Auch glasierte Früchte und gebrannte Mandeln waren gefragt. Außerdem wurden – wie im vergangenen Jahr – 104 Ochsen verzehrt.
4400 Teile landen in der Wiesn-Fundstelle
Dass sich Australier auch von einem Tiefdruckgebiet nicht den Spaß nehmen lassen, bewiesen zwei Gäste, die ohne Hosen, dafür im Bademantel ins Hofbräuzelt gelangen wollten. Allerdings gab es angesichts der Temperaturen auch Gäste, die ihre Skistiefel oder eine Taucherbrille mit auf die Festwiese brachten. Beides wurde dabei allerdings verlegt und landete wie 4400 andere Teile in der Wiesn-Fundstelle. Außerdem wurde dort ein Superman-Kostüm, vier Eheringe und ein Notenständer abgegeben.
Das obligatorische Gebiss ging dagegen heuer nicht verloren: „Vielleicht liegt das am demographischen Besucherwandel oder an besserer Zahnhygiene“, unkte Weishäupl. Oder aber die Prothesen wurde heuer schlichtweg zu dringend benötigt. Zum Zähneklappern, bei dieser Kälte...
Daniel Aschoff
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