Weltläufige Traditionen

Der Münchner Christkindlmarkt ist längst über den Marienplatz hinausgewachsen und lockt heuer mit einer neuen historischen Budengasse.
Er ist nicht nur der größte, schönste und beliebteste in München: Der Christkindlmarkt am Marienplatz hat auch eine lange Tradition. Bereits anno 1410 wurde hier eine „Nikolausdult“ erwähnt. In der Kaufingerstraße fand so eine Lustbarkeit 1642 statt. Am jetzigen Standort, wo er heute um fünf Uhr vom Oberbürgermeister eröffnet wird, ist er allerdings erst seit 1972.
Und weil Weihnachten immer auch etwas nostalgisch ist, hat das Fremdenverkehrsamt erstmals eine historische Budengasse einrichten lassen Mit Vergangenheits-Charme, weil ja früher alles schöner gewesen sein soll. Entlang der Weinstraße geht es über den nördlichen, baustellenbefreiten Marienhof hufeisenförmig über die Dienerstraße zurück. Weihnachtsantiquitäten, Traditionsgerichte und Backwaren gibt es hier, Strohsterne und Honigkuchen, unchristliche Zinnsoldaten, aber auch Rauschgoldengerl, Blechspielzeug und Geschnitztes.
Kaffee aus Kolumbien, Tee aus Nepal
Über 150 Stände ziehen sich vom Rindermarkt bis zur Schrammerstraße. Ein Tipp: Wer das Geschiebe satt hat, kann sich in den neugotischen Rathaus-Prunkhof zurückziehen, wo Glasbläser und Holzbrandwerker ihre Stände haben. Und damit nicht alles zu volkstümelnd ist, bieten hier Münchens Partnerstädte ihre Waren feil. Verona ist heuer vertreten, und Bethlehem zeigt Olivenholzschnitzereien, die man mit den Werken des Münchner Holzbildhauers Georg Wilczek vergleichen kann, der eine offene Werkstatt hat.
Im friedlicheren Hofteil stellt auch Ernesto Baumann – ein Name, der schon die Verbindung ins ferne Südamerika verrät – seit dreißig Jahren seine Waren aus. Seinen Stand hat er sich ursprünglich unfriedlich erstreiten müssen, weil das Fremdenverkehrsamt sein Angebot als Fremdkörper empfand. OB Kiesl hat dann ein Machtwort gesprochen und Christian Ude sichert ihm jetzt einen Platz im Innenhof.
Und hier verkauft der Agora Verein Kaffee aus Kolumbien, Tee aus dem nepalesischen Hochland. „Der wird nicht bitter“, verspricht Baumann, „weil er aus dem höchsten Anbaugebiet der Welt stammt.“ Anscheinend vertragen Bitterstoffe die Höhenluft nicht. Alle Produkte – Matten aus Sri Lanka, ägyptische Baumwollkleidung, Früchte von den Philippinen – sind aus fairem Handel, der Ökologie verpflichtet und stammen aus Sozialprojekten der Hilfe zur Selbsthilfe. Da wundert es nicht, dass der Münchner Erzbischof Marx schon versprochen hat vorbeizuschauen. Adrian Prechtel
Öffnungszeiten: 28.11. - 24.12, Mo. bis Fr. 10 bis 20.30 Uhr, Sa. 9 bis 20.30 Uhr, So. 10 bis 19.30 Uhr.
Angebot: 150 Stände mit Handwerk, Schmuck, Bekleidung und viel Essbarem.
Glühwein: 3 Euro.
Programm: Täglich ab 17.30 Uhr Musik mit Solisten, Chören und Musikgruppen
Historische Führung: „Kletznbrot und Fatschnkindln“ , Treffpunkt: am Christbaum immer sonntags 16.30, 18 Uhr.
„Krampuslauf“ mit Masken, Sonntag, 7. , 21. und 23. Dezember, 16.30 und 17.30 Uhr.
Für Kinder: „Himmelswerkstatt“ und Christkindlpostamt.