Weltkrieg-Bombe explodiert an der Isar

Über Jahrzehnte hat sie unbemerkt im weichen Waldboden direkt unter dem Damm des Isarkanals und neben einem Radlweg gelegen. Jetzt geht sie hoch. Verletzt wird niemand.
Thomas Gautier |
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Das ist der Krater, den die Bombe riss: Er hat einen Durchmesser von etwa drei Metern.
Gerald Förtsch/Fotolia Das ist der Krater, den die Bombe riss: Er hat einen Durchmesser von etwa drei Metern.

Über Jahrzehnte hat sie unbemerkt im weichen Waldboden direkt unter dem Damm des Isarkanals und neben einem Radlweg gelegen. Jetzt geht sie hoch. Verletzt wird niemand

UNTERFÖHRING 125 Kilo Tod und Zerstörung brauchen erstaunlich wenig Platz. Ein 25 Zentimeter breiter und knapp ein Meter langer Stahl-Zylinder reicht schon aus, wenn er mit hochexplosivem TNT vollgestopft wird. Knapp 70 Jahre lang lag so ein Ungetüm am Isarkanal bei Unterföhring – und bis vor kurzem hat’s keiner gemerkt. Der Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg war vergraben im Waldboden neben einem Radweg, nur 60 Zentimeter unter der Erde.

Vor einigen Tagen nun explodierte diese Fliegerbombe im Walddickicht, erst am Mittwoch entdeckte ein Spaziergänger zufällig das riesige Loch: Die Wucht der Detonation und die rasiermesserscharfen Splitter des Stahlmantels haben die Erde aufgerissen und Baumwurzeln zerfetzt. Gleiches wäre mit einem Menschen passiert – zum Glück war zu dem Zeitpunkt niemand in der Nähe. Bis auf den Spaziergänger hat jedenfalls niemand die Polizei verständigt, obwohl der Knall der Explosion hunderte Meter weit zu hören gewesen sein muss.

Die Polizei geht davon aus, dass die Bombe mit einem Langzeitzünder ausgestattet war. Sie fiel irgendwann zwischen 1940 und 1945 aus einem Bomber der Alliierten heraus und sollte einige Stunden nach dem Abwurf explodieren. Doch dann lauerte sie bis heute in der Nähe der Alten Münchner Straße. Hier, auf Höhe des Flusskilometers 140,6, führen ein Weg auf dem Deich und ein Pfad im Wald am Bombenloch vorbei – ein beliebtes Wandergebiet. Nur ein paar hundert Meter weiter stehen Häuser.

Warum das stählerne Ungetüm erst jetzt in die Luft ging, weiß keiner. „Die Zünder können durch Temperaturschwankungen oder mechanische Einwirkungen ausgelöst werden”, sagt ein Experte der Kampfmittelräumung der Abendzeitung. Nach so langer Zeit reagiere der Sprengstoff außerdem viel empfindlicher auf Einflüsse von außen. Eine kleine Erschütterung reiche da oft schon aus.
Nach der Räumung suchten Beamte mit einem Sprengstoffhund die Umgebung ab. Sie fanden keine weiteren Bomben, schauten aber gestern noch einmal mit Metallsonden nach. Schließlich verlief in der Nähe des Kraters einst eine Bahnstrecke für den Rüstungstransport – ein wichtiges Ziel für die Alliierten, die im Krieg massive Luftangriffe flogen. Von 1940 bis 1945 fielen auf ganz Deutschland rund zwei Millionen Tonnen Bomben (s. unten).

 


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