Weiter Streit um Meiserstraße

Der Namensstreit um die Meiserstraße hat neuen Zündstoff bekommen. Die Familie stoppt die Anbringung einer Erinnerungstafel. Der Bezirksausschuss lehnt einen neuen Straßennamen ab.
von  Abendzeitung
Kein Ende in Sicht im Streit um die Meiserstraße
Kein Ende in Sicht im Streit um die Meiserstraße © Ronald Zimmermann

Der Namensstreit um die Meiserstraße hat neuen Zündstoff bekommen. Die Familie stoppt die Anbringung einer Erinnerungstafel. Der Bezirksausschuss lehnt einen neuen Straßennamen ab.

MÜNCHEN Katharina – wer? Katharina von Bora. Und wer ist das? Sie war die Ehefrau von Martin Luther und lebte von 1499 bis 1552. Und nach ihr soll die Meiserstraße in der Maxvorstadt umbenannt werden. Mit diesem Vorschlag der evangelischen Landeskirche hat der Namensstreit um die Meiserstraße neuen Zündstoff bekommen. Die Dissonanzen um Meiser sind so laut, dass sogar die Anbringung einer Erinnerungstafel am Landeskirchenamt von der Familie für Dienstag verhindert wurde.

Umstrittene Rolle in der Nazizeit

Der Hintergrund: Der Stadtrat hatte beschlossen, die nach dem früheren evangelischen Landesbischof Hans Meiser (1881-1956) bezeichnete Straße umzubenennen: wegen Meisers umstrittener Rolle in der Nazizeit. Die Landeskirche protestierte erst – und verzichtete dann auf eine Klage. Sie schlug vor, die Straße nach Katharina von Bora zu benennen. Im Ältestenrat des Stadtrats stimmten SPD und Grüne dafür, die CSU will das Votum des Bezirksausschusses abwarten.

Der aber murrt gewaltig – und plädiert dafür, den Zipfel ebenfalls „Arcisstraße“ zu nennen – wie sie bis 1957 auch hieß. Für BA-Chef Klaus Bäumler (CSU) spricht nichts für Katharina von Bora. „Nach den Kriterien der Stadt für eine Straßenbenennung muss es eine Person sein, die es von ihrem Lebenswerk verdient, gewürdigt zu werden. Aber sie hat keinen Verdienst, außer mit Luther verheiratet gewesen zu sein.“

"Würdige Person der evangelischen Zeitgeschichte"

Wenn die Straße schon umbenannt werde, solle sie wenigstens nach einer „würdigen Person der evangelischen Zeitgeschichte“ bezeichnet werden. So wundert sich Bäumler, dass die Landeskirche nicht Freiherr von Pechmann ausgewählt habe, an dessen 60. Todestag kürzlich feierlich gedacht wurde.

Auch Grünen-Ratsfraktionschef Siegfried Benker würde lieber eine Person aus evangelischen Widerstandskreisen würdigen. Nächste Woche soll der Stadtrat darüber entscheiden. Der BA Maxvorstadt diskutiert heute Abend darüber.

Unterdessen wurde die für heute geplante Anbringung einer Erinnerungstafel am Landeskirchenamt in der Meiserstraße verschoben. Hans-Christian Meiser, Enkel des früheren Landesbischofs, hat Bedenken gegen den Text geltend gemacht. „Undifferenziert aufgestellte Behauptungen“ verfälschten das Persönlichkeitsbild Meisers, ließ er über einen Anwalt dem Landeskirchenamt mitteilen.“

wbo

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