"Weißbier-Index": Die Konjunktur hat eine Delle

Die Wirtschaft in Bayern wächst langsamer, Experten fürchten eine "anhaltende Abkühlung" der Konjunktur. Das soll an Krisen und der Sozialpolitik liegen
Christian Pfaffinger |
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Der Herbst-Index der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw), auch „Weißbier-Index“ genannt, ist im Vergleich zum Frühjahr gefallen.
ho Der Herbst-Index der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw), auch „Weißbier-Index“ genannt, ist im Vergleich zum Frühjahr gefallen.

München - Die Krise zuzelt am Weißbier: Der Herbst-Index der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw), auch „Weißbier-Index“ genannt, ist im Vergleich zum Frühjahr gefallen. Der Verband korrigiert seine Wachstumsprognosen nach unten, vbw-Chef Alfred Gaffal spricht von einer „Konjunkturdelle mit Risiko einer längerfristigen Abkühlung. Schuld daran seien vor allem die internationalen Krisenherde und die Politik der Bundesregierung. Die AZ zeigt, wo die bayerische Wirtschaft schwächelt und wo nach Sicht des Lobbyverbands der bayerischen Unternehmen die Ursachen dafür liegen.

DIE ZAHLEN

Der „Weißbier-Index“, eine Verrechnung von 31 für die Konjunktur relevanten Daten von Umfragen bis zu behördlichen Statistiken, liegt aktuell bei 118 von 200 Punkten. Im Frühjahr waren es noch 15 Punkte mehr.

Der Lageindex Wachstum ging um 13 Punkte auf 129 zurück, der Teilindex Beschäftigung legte einen Punkt zu auf 122. Die Prognoseindizes für diese beiden Indizes sehen aber schlechter aus: Minus 26 beziehungsweise minus 19 Punkte. Das heißt: Die Unternehmen rechnen mit einem gedämpften Wachstum und damit, dass auch die Beschäftigungszahlen zurückgehen könnten.

DIE BRANCHEN

Stark eingebrochen ist das Wachstum in der Automobil- und Zulieferindustrie: von 9,6 Prozent im ersten Halbjahr 2014 auf 3,1 Prozent im dritten Quartal. Auch bei der Chemie- und Pharmaindustrie ging das Wachstum in diesem Zeitraum zurück: von 6,9 auf 1,5 Prozent. Und weniger gebaut wird ebenso: Lag die Produktion der Bauunternehmen in der ersten Jahreshälfte noch 5,5 Prozent über dem Niveau des Vorjahres, nahm sie im dritten Quartal um 6 Prozent ab.

Ordentlich zugelegt hat dagegen die Elektro- und Elektronikindustrie. Das Wachstum stieg von 3,3 Prozent im ersten Halbjahr auf 8,2 Prozent im dritten Quartal. Und auch für den Einzelhandel sowie das Hotel- und Gastgewerbe ist es ein guter Herbst. Beide Branchen legten leicht zu.

DIE URSACHEN

Der Export leidet an politischen Krisen: Die Exporte nach Russland fielen im August um 20,4 Prozent gegenüber dem Vorjahresniveau. Auch die wirtschaftliche Entwicklung in Schwellenländern enttäuscht. Die Exporte nach Indien sanken um 9,5 Prozent, die nach Brasilien um 14,6 Prozent.

Aber auch die Politik der Bundesregierung sei schuld: Mindestlohn und Rente mit 63, würden der Wirtschaft schaden, die staatlichen Investitionen seien zu niedrig. „Es ist jetzt an der Zeit, wieder Wirtschaftspolitik statt Sozialpolitik zu betreiben“, sagt vbw-Präsident Alfred Gaffal.

DIE PROGNOSE

Der vbw korrigiert seine Erwartungen nach unten: Die deutsche Wirtschaft werde dieses Jahr insgesamt um 1,2 Prozent wachsen, die bayerische um 1,7 Prozent. Es bestehe das Risiko einer „anhaltenden Abkühlung“ der wirtschaftlichen Entwicklung.

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