Weiß-Blau statt Rot-Weiß: Das ist die neue Münchner S-Bahn

Die 200 Meter langen S-Bahn-Züge sind komplett durchgängig und bieten mehr als 1800 Fahrgästen Platz. Der Freistaat lässt sich das Projekt über zwei Milliarden Euro kosten, Ende 2028 sollen die Züge fahren.
von  Guido Verstegen
Die ersten der insgesamt 90 fabrikneuen Fahrzeuge des Herstellers Siemens Mobility sollen ab Ende 2028 ausgeliefert werden.
Die ersten der insgesamt 90 fabrikneuen Fahrzeuge des Herstellers Siemens Mobility sollen ab Ende 2028 ausgeliefert werden. © BEG/Neomind GmbH

Berlin/München - Die nächste Generation der Münchner S-Bahn sieht nach Zukunft aus, und sie soll auch eine neue Epoche einläuten. Auf der Verkehrstechnik-Fachmesse InnoTrans in Berlin hat Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) am Mittwoch das Außendesign der Fahrzeuge vorgestellt.

Bayerns Verkehrsminister Bernreiter freut sich auf "die modernsten S-Bahn-Züge Deutschlands"

Dabei stechen auf Anhieb das moderne Rautenmuster sowie die Farben Weiß und Blau ins Auge. "Die neuen Münchner S-Bahnen zeigen künftig, wer hinter ihnen steht: der Freistaat Bayern, der mehr als zwei Milliarden Euro in dieses Projekt investiert", wird Bernreiter in der Mitteilung des Herstellers Siemens Mobility zitiert.

Es sei daher nur konsequent, dass "die modernsten S-Bahn-Züge Deutschlands" im Design der Marke "Bahnland Bayern" unterwegs seien, so Bernreiter.

Heiko Büttner, Geschäftsleiter der S-Bahn München, Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter, Karl Blaim, CFO und Geschäftsführer von Siemens Mobility sowie Bärbel Fuchs, Geschäftsführerin der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (von links).
Heiko Büttner, Geschäftsleiter der S-Bahn München, Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter, Karl Blaim, CFO und Geschäftsführer von Siemens Mobility sowie Bärbel Fuchs, Geschäftsführerin der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (von links). © Stefan Zeitz/Siemens Mobility

Schon die Außengestaltung der Züge soll den Fahrgästen die – barrierefreie – Orientierung erleichtern. Die schwarzgrauen Türen heben sich deutlich ab, Bereiche für Rollstühle, Fahrräder und Kinderwagen sind in Blau markiert. Das markante "S" am Zugkopf weist das Fahrzeug zudem auf den ersten Blick als S-Bahn aus.

S-Bahn-Chef Büttner: "Erstmals sind 200 Meter lange S-Bahn-Züge komplett durchgängig"

Die neuen XXL-S-Bahnen "werden bundesweit Standards setzen", sagt Heiko Büttner, Geschäftsleiter der S-Bahn München: "Erstmals sind 200 Meter lange S-Bahn-Züge komplett durchgängig und bieten viel Kapazität und Komfort für mehr als 1800 Fahrgäste." Die aktuellen roten Langzüge fassen etwa 1600 Personen.

Dank breiter Türen, großzügiger Einstiegsbereiche und kompletter Durchgängigkeit können die Fahrgäste zukünftig schneller ein- und aussteigen und sich so auch leichter im Zug verteilen, verspricht Siemens Mobility. Diese Aspekte sind dem Fahrgastverband "Pro Bahn" sehr wichtig. Lukas Iffländer, stellvertretender Bundesvorsitzender der Organisation mit Sitz in München, zur AZ: "Drei Leute sollten schon entspannt nebeneinander durch die Türen passen."

Büttner: "Wir zeigen in der Stauhauptstadt München, was die Starke Schiene leisten kann"

Eine weitere Befürchtung Iffländers ist unbegründet: "Auf den Außenästen der S7 oder der S2 sind die Bahnsteige mitunter deutlich kürzer, in ihrer Komplett-Länge könne man die neuen Züge dort also womöglich nicht einsetzen.

"Die Münchner Fahrzeuge werden als 13-teilige Züge gebaut", erklärt eine Siemens-Sprecherin auf AZ-Anfrage. Der Zug könne zwar nicht verkürzt werden", sollte er aber "einen kürzeren Bahnsteig anfahren, werden diese Türen automatisch blockiert und gekennzeichnet". Das Fahrgastinformationsprogramm gebe dazu die entsprechende Information.

"Mit einem einzigen Fahrzeug können wir in der Rush Hour bis zu 1500 Autos ersetzen und zeigen in der Stauhauptstadt München, was die Starke Schiene leisten kann", freut sich S-Bahn-Chef Büttner. In fünf großen Mehrzweckbereichen lässt sich schnell ein Platz fürs Fahrrad oder den Kinderwagen finden. Z

usätzliche Pluspunkte sind ein Mehr an Beinfreiheit, tageszeitabhängige Beleuchtung, USB-Steckdosen und kostenloses WLAN. Zudem informieren mehr als 160 Innen- und Außendisplays in Echtzeit über Fahrtverlauf, Stationen und Auslastung. "Schon vor dem Ausstieg wissen Fahrgäste dadurch, wo sich am Bahnsteig Treppen oder Aufzüge befinden", heißt es in der Mitteilung. Eine leistungsfähige Klimaanlage sorgt bei Außentemperaturen von bis zu 45 Grad für angenehmen Aufenthalt im Innenraum.

Karl Blaim, Geschäftsführer von Siemens Mobility, verspricht: "Das Projekt verläuft planmäßig. Wir sind stolz darauf, dass die Fahrgäste in München und Umgebung in Zukunft in komfortablen, hochmodernen Zügen reisen werden."

Die Produktion wird laut Blaim im kommenden Jahr starten. Und das mit einer Bahntechnologie, "die auch aus Bayern kommt". Die neuen Züge – sie ersetzen soweit möglich die Züge der Baureihe 423 – sollen weniger störanfällig sein. Künstliche Intelligenz meldet zum Beispiel frühzeitig, wenn sich bei einer Tür ein Defekt auch nur ankündigt. 

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