Weishäupls Kandidatur: "Das ist ausgesprochen clever von ihr!"

MÜNCHEN - Das nennt man dann wohl einen Überraschungs-Coup: Die langjährige Wiesn-Chefin Gabriele Weishäupl will für die FDP in den Landtag einziehen. Das bestätigte die 65-Jährige der AZ. Am Donnerstag soll die Personalie bei einer Pressekonferenz offiziell verkündet werden.
Bis jetzt ist Weishäupl zwar noch kein FDP-Mitglied. Aber das will sie nun ändern: „Wenn eine Partei dir in dieser Form Vertrauen gibt, sollte man das auch zurückgeben.“
Ihre Kandidatur dürfte viele überraschen – und vielleicht auch ein bisserl vor den Kopf stoßen. Denn viele, viele Jahre hatte Weishäupl loyal im Dienste der rot-grünen Stadtspitze gestanden. Ihr Chef: OB Christian Ude. Der führt bei der Landtagswahl im September als SPD-Spitzenkandidat das Feld der Herausforderer an. Und ist damit nun also Weishäupls politischer Gegner.
„Ich bin jetzt definitiv frei und kann mir überlegen, wie ich meinen Lebensweg gestalten möchte“, sagt Weishäupl, die im vorigen April ihren Ruhestand antrat, dazu.
Eine FDP-Nähe hatten zuvor nicht einmal langjährige Weggefährten bei ihr diagnostiziert. So lautete der Kommentar von Wiesn-Stadtrat Helmut Schmid (SPD) gestern: „Das hätte ich nicht geglaubt, dass sie das macht!“ Es sei allerdings deutlich sichtbar gewesen, dass sie den Ruhestand noch nicht akzeptiere.
Am Samstag stellt die oberbayerische FDP die Bezirksliste für die Landtagswahl auf. Weishäupl soll einen „aussichtsreichen einstelligen Listenplatz“ erhalten. Was auch immer aussichtsreich bei einem Umfragetief von drei Prozent für die FDP bedeutet.
Bayerns SPD-Fraktionschef Markus Rinderspacher gratulierte der FDP brav zur Nominierung von Weishäupl. Sie sei eine integre Persönlichkeit, als enge Mitarbeiterin von Ude habe sie gute Arbeit für die Stadt geleistet. Eine kleine Spitze verkniff er sich dann aber doch nicht: „Und dennoch wird es für die FDP am Ende nicht für den Wiedereinzug in den bayerischen Landtag reichen.“
Wiesn-Wirte-Sprecher Toni Roiderer findet Weishäupls Kandidatur „ausgesprochen clever von ihr“. Sie sei eine Macherin. „Für die FDP wird das Stimmen bringen.“ Bei der Partei selbst freut man sich über die künftige Kollegin. Münchens FDP-Chef Daniel Föst sagt: „Sie ist ein Gewinn für die Liberalen.“