Weihnachtsgeschäft: Händler erwarten Rekordumsätze

Erstmals soll die Marke von 14 Milliarden Euro geknackt werden. Die AZ erklärt, wie stark der Online-Einkauf zulegt – und welche Geschenke besonders gefragt sind.
von  Linda Jessen
Auch die Kaufinger Straße wird sich in den kommenden Wochen mit Weihnachtseinkäufern füllen.
Auch die Kaufinger Straße wird sich in den kommenden Wochen mit Weihnachtseinkäufern füllen. © Marc Müller/dpa

München - In genau einem Monat ist Weihnachten. Für den Handel hat das Geschäft schon Anfang November begonnen, doch die richtig starken Wochen stehen jetzt bevor. Denn an den Samstagen im Advent wird am kräftigsten eingekauft. Übrigens: Nach einer Studie der FOM Hochschule stimmt das Klischee – Frauen planen eher voraus und kaufen früher ein, Männer eher wenn der Heilige Abend schon sehr nah gerückt ist. An dieser Stelle also eine Warnung an alle, die nicht am Ende an der Tankstelle stehen wollen: "Am Sonntag, den 24. ist alles dicht, die Geschäfte bleiben zu", macht Bernd Ohlmann, Pressesprecher des Handelverbandes Bayern (HBE) deutlich.

Die Sonntage brauchen die Händler ohnehin nicht unbedingt, die Prognosen für das Weihnachtsgeschäft sind optimistisch. Heuer sollen die Umsätze erstmals über 14 Milliarden Euro liegen, schätzt HBE. Das entspricht einem Zuwachs von drei Prozent gegenüber 2016. In München liegt der erwartete Umsatz bei rund 2,2 Milliarden Euro.

497 Euro planen die Bayern für Weihnachtsgeschenke ein

Für Geschenke geben die Bayern heuer allerdings knapp fünf Prozent weniger aus als voriges Jahr. Im Schnitt planen sie laut Umfrage der FOM mit 497 Euro, die Männer geben dabei marginal mehr aus. Zu den beliebtesten Geschenken gehören nach wie vor Geld, Kosmetik, Bücher, Schmuck und Bekleidung. Allerdings: Gerade die Textilhändler könnten das verhältnismäßig milde Wetter zu spüren bekommen. "Wenn es draußen so schön ist, fehlen die Impulse für Winterjacken und Skiausrüstung", sagt Wolfgang Puff, Hauptgeschäftsführer des HBE.

Rund ein Fünftel des Jahresumsatzes macht der Handel mit dem Weihnachtsgeschäft. Am liebsten kaufen die Bayern auch in zunehmend digitalisierten Zeiten dabei noch vor Ort im Laden ein. Und dabei ist laut FOM-Umfrage nicht unbedingt die Atmosphäre wichtig, sondern die Beratung. Dennoch nimmt der Anteil des Geschäfts im Netz stark zu. Um etwa zehn Prozent wird es laut Prognose des HBE heuer zulegen, etwa 1,8 Milliarden geben die Bayern dann per Mausklick aus. Bei den Händlern selbst herrschen wohl auch daher gemischte Gefühle. Jeweils ein Drittel hat positive, negative oder neutrale Erwartungen. Negativ äußern sich dabei vor allem die Händler in den Randlagen. Die große Geschenkekaufsause wird bevorzugt in Einkaufszentren oder den Innenstädten erledigt – da, wo alles beinander liegt eben.

Von Prozentaktionen, wie dem heutigen Black Friday, hält Puff wenig: "Das hilft kaum, das Geschäft zu befeuern und macht die Branche nicht gerade glaubhafter", kritisiert er die Schnäppchenaktionen.

Den geschlossenen vierten Adventssonntag unterstützen 86 Prozent der Händler. Dafür boomt es auch wieder zwischen den Jahren: Dann werden zahlreiche Gutscheine eingelöst.


Umfrage: Wie gehen Sie beim Weihnachtseinkauf vor?

Fotos und Umfrage: D. v. Loeper

Friseurin Andrea Heidorn (50): "Ich kaufe Weihnachtsgeschenke auf den letzten Drücker. Ich bin dazu mit meinem Mann unterwegs. Wir haben ein festes Ritual: Wir beide sind Swatch-Uhr-Liebhaber und schenken uns jedes Jahr gegenseitig eine Swatch Uhr, die wir zusammen aussuchen."

Gas-und Wasser-Installateur Bruno Maier (44): "Mir macht es Spaß, zum Weihnachtsgeschenke-Suchen loszurauschen. Das Wichtigste dabei: Bloß nicht stressen lassen. Kurz vor Weihnachten einfach Zeit nehmen und dann in die kleinen Läden schauen. Ich mag es, Beratung beim Kauf zu bekommen. Ich bin kein Internetmensch."

Fleischerei-Fachverkäuferin Claudia Dietz (52): "Ich mache mir schon länger Gedanken, was ich zu Weihnachten schenken könnte. Tatsächlich kaufe ich dann doch meistens erst auf den letzten Drücker. Mittlerweile ist mir zu dem Fest zuviel Kommerz – die Besinnlichkeit bleibt etwas auf der Strecke. Ich kaufe lieber in kleinen Läden."

Flugbegleiterin Marie-Therese Henke (29): "Ich schaue danach, dass ich im November und Dezember schöne Flüge habe, um dann meistens im Ausland Weihnachtsgeschenke zu finden. Besonders gerne bin ich kurz vor Weihnachten noch in New York - da werde ich dann oft fündig. Da ist das Shoppen toll und bunt."

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