Weihnachtsgeschäft der Einzelhändler in München und Bayern mit bitterem Erwachen: "Saft- und kraftlos"

München - Lange Gesichter im bayerischen Einzelhandel: Die Kaufzurückhaltung im Advent war noch stärker als erwartet – das Weihnachtsgeschäft hat die ohnehin schon niedrigen Erwartungen noch unterboten. Für die Händler habe es "keinen versöhnlichen Jahresabschluss" gegeben, obwohl die Fußgängerzonen zum Teil "rappelvoll" gewesen seien, berichtete der Sprecher des Handelsverbands Bayern (HDE) Bernd Ohlmann auf Anfrage.
Im Vorfeld hatte der HDE Bayern für die Monate November und Dezember mit einem Umsatzplus von zwei Prozent auf 14,3 Milliarden Euro gegenüber 2022 gerechnet. Inflationsbereinigt bedeutet das jedoch ein Minus von fünf Prozent gegenüber dem Weihnachtsgeschäft 2022, das – so Ohlmann – auch schon "zum Vergessen" gewesen sei.
Weihnachtsgeschäft sorgt in München und Bayern für Katerstimmung – auch Online-Handel schwächelt
Erstmals habe auch der Online-Handel der Kaufzurückhaltung der Verbraucher zu spüren bekommen und einen Weihnachtsumsatz hinnehmen müssen, der inflationsbereinigt um vier Prozent unter dem Niveau von 2022 lag. Den Online-Umsatz an Weihnachten beziffert der Verband auf 2,6 Milliarden Euro.
Viele Einzelhandelsgeschäfte, die sowieso schon am Rande der Pleite standen, hatten auf einen Schub durch den Geschenke-Kauf gehofft, seien vom "saft- und kraftlosen" Jahresausklang aber bitter enttäuscht, berichtete der HDE-Sprecher. In den klassischen Branchen wie Schmuck, Parfüm, Elektronik und Bücher werden in der Weihnachtszeit etwa 25 Prozent des Jahresumsatzes erzielt. In einzelnen Branchen etwa Spielwaren sind es sogar ein Drittel und mehr.
Auch das Wetter sorgte für Umsatzeinbußen
Nicht nur die allgemeine Krisenstimmung, in der die Menschen ihr Geld zusammenhalten, auch die kurze Adventszeit und das Wetter haben nach Beobachtungen des HDE dem Umsatz Abbruch getan. Nach dem massiven Wintereinbruch Anfang Dezember, der viele Menschen vom Shopping ferngehalten habe, sei eine schneelose und relativ warme Wetterlage eingetreten, in der das Geschäft mit Wintersportartikeln und Wintertextilien schwer ins Stocken geraten sei.
Zu den größten Verlierern im allgemeinen Abwärtstrend gehöre daher die Textilbranche, so Ohlmann: "Wir können nur hoffen, dass es 2024 besser wird."
Andrang vor Silvester vor allem wegen Gutscheinen
Von dem erneuten Andrang in den Geschäften in den Tagen zwischen Weihnachten und Silvester solle man sich nicht täuschen lassen, warnte Ohlmann. Der Ansturm sei auch eine Folge davon, dass zunehmend Gutscheine verschenkt würden.
Die Umtauschaktivitäten nähmen hingegen Jahr für Jahr ab. Inzwischen würden nur noch etwa fünf Prozent der Weihnachtsgeschenke zurückgegeben, was wiederum auf den Trend zum Gutschein zurückgeführt wird.