Weihnachten mit Josef Schmid - „Diesen Blick vergesse ich nie“

Auch Bürgermeister waren mal kleine Buben, die zu Weihnachten große Augen machten. Hier erzählt Josef Schmid von seiner Kindheit – und seinen Kindern.
Von Annette Baronikians |
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Unvergessliches Weihnachten: Der damals achtjährige Seppi bekommt nicht nur Taschenmesser und Modellauto, sondern auch eine Heimorgel.
privat 5 Unvergessliches Weihnachten: Der damals achtjährige Seppi bekommt nicht nur Taschenmesser und Modellauto, sondern auch eine Heimorgel.
Als Ehepaar grüßen am Vorweihnachtstag: Josef und Natalie Schmid nach
ihrer standesamtlichen
Hochzeit am 23. Dezember 2003.
privat 5 Als Ehepaar grüßen am Vorweihnachtstag: Josef und Natalie Schmid nach ihrer standesamtlichen Hochzeit am 23. Dezember 2003.
Weihnachten 2008, der erste Heilige Abend mit Tochter Helena: Natalie Schmid hält den Familienzuwachs im Arm, Josef Schmid Söhnchen Lenny.
privat 5 Weihnachten 2008, der erste Heilige Abend mit Tochter Helena: Natalie Schmid hält den Familienzuwachs im Arm, Josef Schmid Söhnchen Lenny.
Der heutige zweite Bürgermeister als kleines Kind: Statt fotografiert zu werden, wollte er lieber gleich mit seinen Weihnachtsgeschenken spielen.
privat 5 Der heutige zweite Bürgermeister als kleines Kind: Statt fotografiert zu werden, wollte er lieber gleich mit seinen Weihnachtsgeschenken spielen.
Schmid in seinem Rathaus-Büro mit AZ-Reporterin Annette Baronikians.
privat 5 Schmid in seinem Rathaus-Büro mit AZ-Reporterin Annette Baronikians.

München - Der Wecker klingelte um fünf Uhr in der Früh. Für Seppi und seinen Bruder Stefan hieß das: Raus aus den Federn, schnell fertigmachen und runter zu den Eltern ins Geschäft. Dort packten die Buben fleißig mit an. Sie holten Nachschub aus dem Kühlhaus, füllten Regale auf oder halfen beim Einpacken.

Besinnliche Weihnachten sehen anders aus. Doch so war das nun einmal im Hause der Metzgermeister-Familie Schmid. „Wir hatten damals in Allach ja einen echten Familienbetrieb, da mussten alle ran“, erzählt Josef „Seppi“ Schmid, inzwischen Münchens zweiter Bürgermeister. „Der 24. Dezember war bei uns ein Hauptkampftag. Am Nachmittag sind wir erstmal für zwei Stunden ins Bett.“

 

Kein Zweifel – die glitzernden Fäden sind Haare vom Christkind

 

Erinnerungen kommen auf, als Josef Schmid in seinem Büro im Rathaus ein altes Fotoalbum durchblättert: sein Kinderalbum, ganz offensichtlich ein großer Schatz für ihn. Geradezu andächtig betrachtet er Weihnachtsfotos, die ihn und seinen dreieinhalb Jahre jüngeren Bruder vor dem Christbaum zeigen.

„Trotz Metzgerei-Stress haben unsere Eltern immer alles für uns so schön hergerichtet“, sagt Schmid, dessen Familie damals oberhalb des Geschäfts gewohnt hat. „Während wir Kinder schliefen, haben die Eltern den Baum geschmückt und vor der geschlossenen Wohnzimmertür immer ein paar Lamettastreifen verteilt.“

Für Seppi und Stefan das sichere Zeichen, dass das Christkind da war: „Wir hatten keinen Zweifel, dass die glitzernden Fäden echte Haare vom Christkind sind.“ Wie jedes Jahr rannten die Buben dann die Treppe hinunter, raus auf die Straße.

„Wir wollten von außen sehen, ob das Wohnzimmerfenster offen ist, denn dort kam das Christkindl unserer Meinung nach ja rein“, sagt Schmid lachend. „Von oben hörten wir dann jedes Mal ein Glöckchen klingeln. Wir flitzten wieder hoch – und trafen dort nur noch unsere Eltern an.“

 

„Der Baum, die Kerzen, die Packerl – wir haben nur noch gestaunt“

 

Die kurzfristige Enttäuschung hielt sich Jahr für Jahr jedoch in Grenzen: „Als wir den Baum, all die Kerzen und bunten Geschenkpackerl sahen, haben wir nur noch gestaunt.“

Dieses kindliche Staunen erlebt Josef Schmid jetzt bei seinen eigenen Kindern. „Mein schönstes Weihnachtserlebnis war, als Lenny mit gerade mal eineinhalb Jahren von uns eine Eisenbahn bekam. Sie fuhr, als er ins Zimmer kam. Lenny war sprachlos, völlig baff. Diesen Blick vergesse ich nie.“

Inzwischen sind Leonard, genannt Lenny, und Helena neun und sieben Jahre alt, und sie glauben – da ist sich Seppi Schmid ziemlich sicher – immer noch ans Christkind. Gefeiert wird wie damals in seiner eigenen Kindheit im kleinen Kreis: „Weihnachten ist das Fest der Familie.“

Wie in den Vorjahren sind die Schmids am Heiligen Abend wieder zu siebt daheim in ihrem gemütlichen Haus nahe der Würm in Allach: Josef und Natalie, ihre Kinder, Seppis Bruder Stefan, Mutter und Schwiegermutter. „Meine Frau und ich haben ja unsere Väter leider schon verloren“, sagt Josef Schmid und zeigt ein leicht vergilbtes Foto.

 

„Vorher, pünktlich um elf, gibt es Weißwürste“

 

Darauf zu sehen: Der heutige Bürgermeister als etwa Achtjähriger zwischen Christbaum und elektronischer Heimorgel. „Die war damals mein größter Wunsch. Besonders schön war, dass mein Vater dann zusammen mit mir auch Orgelunterricht genommen hat. So war er, mein Vater, der Metzgermeister.“ Und so ist das mit Weihnachten: Erinnerungen werden wach, Gefühle kommen hoch.

Die Heimorgel hat Josef Schmid nicht mehr, dafür steht jetzt ein Klavier im Wohnzimmer. Die kleine Helena wird heuer an Weihnachten ein Stückchen vorspielen. Auf den Tisch kommt abends Fondue. „Vorher, pünktlich um elf, gibt es Weißwürste“, sagt Schmid: „Das ist bei uns gute Tradition. Ich komme ja aus einer bayerischen Metzgerei.“

 

Der 23. Dezember als Hochzeitsdatum – das hat durchaus Vorteile

 

Eine nicht minder gute Tradition wird im Hause Schmid am Vorweihnachtsabend gepflegt. Der 23. Dezember hat für Josef und Natalie Schmid schließlich eine ganz besondere Bedeutung: An diesem Tag haben sie 2003 geheiratet.

„Im Jahr davor, am 23. Dezember 2002, haben wir uns verlobt“, erzählt Seppi Schmid. „Das Hochzeitsdatum stand schnell fest. Der Vorteil des 23.12. ist auch, dass da so gut wie jeder Zeit hat.“ (Zumindest, wenn man keine Metzgerei hat, doch diese wurde 1999 geschlossen.)

 

Inzwischen kommen die Kinder mit zum traditionellen Essen

 

Die standesamtliche Trauung fand im Kreisverwaltungsreferat statt. Die kleine Feier mit 18 Personen gab’s im Anschluss. Das große Hochzeitsfest folgte dann im Mai. „Doch unser allerwichtigster Tag ist der 23. Dezember“, sagt Schmid. „An diesem Tag gehen wir beide immer zusammen zum Essen.“ Seit einigen Jahren kommen die Kinder mit. „Sie gehören zu unserem Glück ja dazu.“

Mittlerweile überreichen Lenny und seine Schwester den Eltern auch schon mal beim gemeinsamen Ausgehen am 23.12. ihre kleinen gebastelten Geschenke, die eigentlich für den 24. gedacht sind. „Unser Erinnerungsessen an unsere Hochzeit gehört eben schon richtig zu unserem Weihnachten“, sagt Schmid.

Fest steht: Seinen Hochzeitstag vergisst Seppi Schmid – anders als so manch anderer Ehemann – bestimmt nicht. Wer vergisst schon Weihnachten!

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