Weihnachten: Auch Münchner Buddhisten feiern

Buddhisten, Juden und Muslime haben an den Feiertagen zwar ebenfalls frei. Doch in ihren Religionen existiert das christliche Fest nicht. Dennoch feiern viele von ihnen das Weihnachtsfest – besonders der Kinder zuliebe.
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MÜNCHEN - Buddhisten, Juden und Muslime haben an den Feiertagen zwar ebenfalls frei. Doch in ihren Religionen existiert das christliche Fest nicht. Dennoch feiern viele von ihnen das Weihnachtsfest – besonders der Kinder zuliebe.

Glühwein mit einer feinen Prise Zimt, Bratwurstgeruch in der Luft, leuchtende Sterne und Adventskerzen: Das Weihnachtsfest kündigt sich an, an diesem Donnerstag – an Heiligabend - feiern Christen die Geburt Jesus Christus. Buddhisten, Juden und Muslime haben an den Feiertagen zwar ebenfalls frei. Doch in ihren Religionen existiert das christliche Fest nicht. Dennoch feiern viele von ihnen das Weihnachtsfest – besonders der Kinder zuliebe.

„Ich feiere ganz normal Weihnachten“, sagt Helge Latzina von der Geschäftsstelle der Deutschen Buddhistischen Union (DBU) in München. Manchmal kommt es sogar vor, dass er in die Kirche geht. Auch seine Freunde und Bekannte feiern Weihnachten. „Insbesondere Leute, die Kinder haben“, sagt Latzina. Er könne aber nicht allgemein sagen, dass alle Buddhisten das Weihnachtsfest verbringen wie er. Es gebe aber Gemeinsamkeiten zwischen Weihnachten und dem wichtigsten Buddhistischen Fest, dem Vesakh.

Am buddhistischen Vesakh-Fest im Frühjahr wird Buddhas' Geburt, Erleuchtung und Tod gefeiert. Helge Latzina zieht Parallelen zu Weihnachten: „Beide Feste markieren im Kalender einen Umbruch.“ Als Winterfest zeige Weihnachten auch, dass die Tage des Jahres bald wieder länger würden. „Es symbolisiert das Licht in der Dunkelheit.“ Vesakh finde in den asiatischen Ländern am Umbruch von der Trocken- zur Regenzeit statt – hier ist das der Mai.

Auch im Judentum können Parallelen zu Weihnachten gezogen werden. „Der gemeinsame Nenner ist, dass jede Religion im Winter ein Lichterfest feiert“, sagt Steven Langnas, Rabbiner der israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern. Lichter seinen dazu da, die Dunkelheit in den kalten Monaten zu vertreiben, sagt Langnas. Christen feiern Weihnachten mit Adventskränzen und Kerzen auf den Weihnachtsbäumen. Er selbst freue sich immer mit seinen christlichen Freunden, feiere das Fest jedoch nicht. Juden haben vergangene Woche das Lichterfest Chanukka gefeiert.

Theologisch gesehen habe Chanukka mit Weihnachten nichts gemeinsam, sagt Langnas. Das achttägige Fest geht auf die Befreiung Jerusalems und die Rückeroberung des Tempels durch die Makkabäer von der syrischen Herrschaft zurück. Seither zünden Juden während des Lichterfestes symbolisch jeden Tag eine Kerze an, um dem „Öl-Wunder“ von vor über 2 000 Jahren zu gedenken. Obwohl nur für einen Tag Öl im Tempelleuchter war, habe er acht Tage gebrannt, erklärt Langnas.

Auch im Islam gibt es Weihnachten als Fest nicht. Muslime nutzen dennoch die freien Tage für Familientreffen. Sie kennen Jesus aus dem Koran, in dem er in mehreren Suren als einer der großen Propheten erwähnt und verehrt wird. Seine Geburt sowie von Jesus vollbrachte Wunder werden beschrieben. „Religiös feiern wir das gar nicht. Es ist ein arbeitsfreier normaler Feiertag. Aber wir nutzen diese Tage als Familie natürlich“, sagt Önder Yildiz, Vorstandsmitglied des Türkisch-Islamischen Zentrums in München. Er besucht mit seiner Familie an den Weihnachtstagen Freunde in Norddeutschland.

Die Lehrbeauftragte Annegret Braun vom Institut für Volkskunde der Ludwigs-Maximilian-Universität (LMU) hat ähnliche Erfahrungen gemacht: In Diskussionen mit Studenten eines Brauchtumseminars sagten ihr Muslime, dass sie Weihnachten als „Familienfest“ sehen und sich sogar beschenken. Önder Yildiz sieht das anders: „Ich kenne keine muslimische Familie, die sich zu Weihnachten beschenkt.“ Das geschehe an Silvester oder anderen Feiern. Die wichtigsten Feste für Muslime sind das Opferfest sowie das Fest des Fastenbrechens zum Abschluss des Monats Ramadan, an dem Kinder auch beschenkt würden.

Buddhist Latzina nimmt die Geburt Jesus Christus durchaus zur Kenntnis. Mit Buddhismus habe das allerdings wenig zu tun, sagt er. Als „gesellschaftliches Ereignis“ sieht er das christliche Fest der Nächstenliebe, weniger als ein religiöses. „Es geht hier vor allem darum Teil der Gemeinschaft zu sein.“

dpa/Steffen Armbruster

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