Wegen Gittern: Lebensgefahr an der Tram?

Ein offener Brief an OB Christian Ude macht auf Probleme mit den Absperrungen aufmerksam. Sie durchschneiden ganze Straßenzüge. „Viele Leute schlüpfen hindurch oder steigen darüber“
München Die Situation ist bekannt: Man steigt aus der Tram und muss zum Umsteigen das Gleis wechseln. Der andere Bahnsteig liegt gegenüber, es sind nur wenige schnelle Schritte. Doch was einen behindert, sind die Absperrungen zwischen den Gleisen, am Stachus zum Beispiel.
Schon klar – der Fahrgast soll nicht zwischen den Bahnsteigen und vor den Trambahnen umher laufen. Er soll brav untendurch gehen: Eine Treppe runter, die andere wieder hoch. Umständlich ist das.
Vor allem für jene, die auf die Rolltreppe angewiesen sind. Senioren, Fahrgäste mit Kinderwagen, Rollstühlen oder schwerem Gepäck. Und es gibt – wie am Stachus – am Ende des Bahnsteigs oft nur je eine Rolltreppe mit wechselnder Fahrtrichtung. Dort bilden sich Trauben von Wartenden, die anstehen, bis die Rolltreppe in die richtige Richtung fährt.
Viele Münchner nervt das. Michael Kunz aus der Maxvorstadt etwa fährt oft mit der Tram, meist vom Stachus aus. Weil er sich über die Absperrungen so ärgert, hat er einen offenen, bisher noch unbeantworteten Brief an OB Christian Ude geschrieben.
Darin schildert Kunz, während der Bauarbeiten der Stachus-Passagen seien die Geländer am nördlichen Ende des Bahnsteigs entfernt worden. Das hätte gut funktioniert. Jeder konnte schnell den Bahnsteig wechseln und den mittleren Bahnsteig erreichen, an dem zwei Rolltreppen in beide Richtungen fahren.
Kunz: „Ich war sehr erfreut darüber, dass uns endlich zugetraut wird, dass wir uns selbst umschauen, ob eine Straßenbahn kommt.“ Er hatte gehofft, die Regelung würde beibehalten.
"Ich habe nie erlebt, dass eine Tram scharf bremsen musste"
Doch mit Abschluss der Bauarbeiten am Untergeschoss kamen die Gitter zurück. Er stellt fest: „Viele gehen nun um das Ende der Absperrungen herum, steigen darüber, oder schlüpfen unten durch.“ Das bringe die Leute an der Tram erst recht in Gefahr. „Solange der Durchgang offen war, habe ich nie erlebt, dass eine Tram scharf bremsen musste, weil jemand ohne zu schauen das Gleis überquert hat“, sagt Kunz.
Anders sei es jetzt. Er habe schon einige Notbremsungen wegen Geländer-Kletterern beobachtet. Ergo: Weg mit den Gittern, die die Straßen zerschneiden – nicht nur am Stachus, sondern an vielen Straßenzügen mit Tramlinien.
Die MVG als Betreiber räumt ein, solche Sicherheitsgitter gäbe es an mehreren Stellen in der Stadt. Man achte aber darauf, dass es nicht mehr Geländer als nötig seien. Ein Sprecher: „Am Stachus verkehren besonders viele Tramlinien in sehr dichter Taktfolge und mit hohem Fahrgastaufkommen.“ Hinzu komme, dass die Haltestelle nur über das Einkaufszentrum und nicht oberirdisch zu erreichen ist. Das Geländer habe sich an dieser Stelle bewährt. Im südlichen Bereich der Haltestelle sei weniger los, so dass auf eine Absperrung verzichtet werden könne.