Wegen Gerichtsverfahren: Keine Bußgelder mehr für Falschpark-Melder

Wer Falschparker per App meldet, kriegt in München schon mal selber ein Bußgeld aufgebrummt – wegen Datenschutzverstoßes. Weil dazu viele Gerichtsverfahren laufen, ändert die bayerische Behörde jetzt ihre Praxis.
Jan Krattiger
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Auch in München häufig zu sehen: Gehwegparker. (Archivbild)
Auch in München häufig zu sehen: Gehwegparker. (Archivbild) © imago/Gottfried Czepluch

Berlin/München - Die umstrittene Praxis der bayerischen Behörden, Leute wegen Datenschutzverstößen zu belangen, die per App Falschparker melden, nimmt zumindest vorübergehend ein Ende. 

Wie die Deutsche Umwelthilfe (DUH) mitteilt, verzichte die bayerische Datenschutzbehörde (BayLDA) "aufgrund der derzeitigen Entwicklung, insbesondere mehrerer zu dieser Thematik anhängiger Gerichtsverfahren" künftig darauf, Leute zu büßen, die mittels entsprechender Apps Falschparker melden. Das Schreiben, das die BayLDA an eine Person verschickt hat, die Falschparker fotografiert und daraufhin gebüßt wurde, liegt der AZ vor. 

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Falschpark-Melder werden gebüßt

Der Hintergrund: Anfang des Jahres hat ein Münchner mit Unterstützung der Umwelthilfe gegen diese Praxis in einem Musterverfahren geklagt. Er hat auf seinem Arbeitsweg falsch parkende Autos fotografiert und per App an die entsprechende Polizeidienststelle in München geschickt. Die wiederum leitet bei Verdacht auf einen Verstoß gegen den Datenschutz die Informationen weiter an das BayLDA. Und die verteilt Bußgelder – 100 Euro im konkreten Fall. Weil es nicht erlaubt sei, Autokennzeichen (und damit personenbezogenen Daten) zu erheben und weiterzuleiten. Es fehle die Einwilligung der betroffenen Person oder ein berechtigtes Interesse.

Umwelthilfe unterstützte Klage dagegen

Mit der Klage hat der Mann offenbar jetzt schon zumindest einen Teilsieg erreicht, obwohl das Verfahren noch läuft: Die Datenschutzbehörde gibt Betroffenen bekannt, solche Fälle zumindest "derzeit" zurückzustellen. Bundesgeschäftsführer der DUH Jürgen Resch dazu: "Es ist ein gutes Zeichen, dass die Bayerische Datenschutzbehörde nun darauf verzichtet, weitere Menschen zu verwarnen und laufende Verfahren pausiert. Das zeigt aber auch, dass die Gängelei ohne unsere Klage weitergehen würde.“

Wer also Falschparker sieht und per App der Polizei melden möchte, muss nun zumindest vorerst nicht damit rechnen, selber eine Geldbuße aufgebrummt zu bekommen. Trotzdem will die Deutsche Umwelthilfe das Verfahren "bis zum rechtskräftigen Abschluss vorantreiben", wie sie auf Anfrage schreibt. 

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34 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • Der wahre tscharlie am 21.07.2022 14:15 Uhr / Bewertung:

    Vielleicht ein paar Zahlen zu diesem DUH-Verein. Nur so zum Nachdenken....

    475 Mitglieder u. ca. 12 000 Fördermitglieder.
    100 Beschäftigte und 7 Freiwillige.......aber ......10 709 211 Euro Umsatz (2018)!!! Einfach Frage, woher kommt das ganze Geld?
    U.a. vom Bund und der EU, heißt, mit meinen Steuergeldern finanzier ich den Verein, dass er indirekt mir das Autofahren vermiesen will. Auch daher kommt nicht wenig Geld ..."Capital" vom 23.11.2018, Titel. "Das fragwürdige Geschäftsmodell der Umwelthilfe" Lesenswert!

    Bis 2018 hat Daimler Benz mit der DUH zusammengearbeitet. Ein Autokonzern hat mit der DUH gearbeitet und gleichzeitig klagt die DUH gg. die Produkte des Konzerns....Seit 1998 erhielt die DUH Spenden im "mittleren bis fünfstelligen Bereich" von Toyota. 2019 stieg Toyota aus.

    Die Liste ließe sich noch weiter fortsetzen. Man bekommt den Eindruck, der DUH ists egal, woher das Geld kommt, Haupsache es ist genug zum klagen da.

  • tutwaszursache am 21.07.2022 18:07 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Der wahre tscharlie

    Das Geld kommt auch und vor allem aus Spendenbeiträgen. Ich spende gerne. grinsen

  • Der wahre tscharlie am 21.07.2022 21:38 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von tutwaszursache

    "vor allem aus Spendenbeiträgen"
    Hat dir das der Resch erzählt? Zitat: "Spenden, die zum größeren Teil von Unternehmen und zu einem kleineren Teil von privaten Spendern stammen, machen 17 % der Einnahmen aus"

    Spenden von Unternehmern UND privaten Spendern machen 17% aus!!!
    Weiteres Zitat:
    "Der Verein finanziert sich zu 38 % aus Projektzuschüssen,(....)Weitere 30 % der Einnahmen stammen aus dem Verbraucherschutz, beispielsweise durch Abmahnungen etwa wegen fehlerhafter Produktkennzeichnungen."

    Das macht 68% aus!!!

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