Wegen Fälschung: Mollath beinahe entlassen

Die Freiheit für Gustl Mollath schien zum Greifen nach – dann stellte sich heraus, dass ein angeblicher Gerichtsbeschluss nur das üble Machwerk eines Fälschers war.
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Die Freiheit für Gustl Mollath schien zum Greifen nach – dann stellte sich heraus, dass ein angeblicher Gerichtsbeschluss nur das üble Machwerk eines Fälschers war.

 

Bayreuth - Ein von Unbekannten gefälschter Gerichtsbeschluss hat am Montag beinahe zur Entlassung von Gustl Mollath aus der Psychiatrie geführt. Im Glauben an die Echtheit des Dokuments habe er Mollath am Montagmorgen eröffnet, sofort ein freier Mann zu sein, sagte der stellvertretende Leiter der Forensischen Klinik Bayreuth, Michael Zappe, der Nachrichtenagentur dpa. Er bestätigte damit eine Mitteilung von Mollaths Anwalt Gerhard Strate. Nach dem gefälschten Gerichtsbeschluss hätte Mollath noch am Montag entlassen werden müssen.

Zappe berichtete weiter, ihm seien jedoch einige Passagen in dem Fax „ungewöhnlich“ erschienen. Daher habe er sich telefonisch beim Landgericht Regensburg rückversichert. „Dort hat man mir dann mitgeteilt, dass der Gerichtsbeschluss eine Fälschung ist“, sagte Zappe. Er habe daraufhin Mollath zu seinem Bedauern mitteilen müssen, dass sein Patient vorerst weiter in der Klinik bleiben müsse. Zwischen der Ankündigung von Mollaths Entlassung und dem Widerruf habe eine gute halbe Stunde gelegen.

Die Fälschung war bereits am Freitagabend mehreren Medien zugegangen. Im dem täuschend echt wirkenden „Beschluss“ des Landgerichts Regensburg heißt es, „der Untergebrachte ist unverzüglich zu entlassen“. Unterzeichnet ist der zweiseitige Beschluss mit der Originalunterschrift der für den Fall zuständigen Richterin beim Landgericht.

Nach Angaben der Justiz droht den Fälschern wegen Amtsanmaßung eine Haftstrafe von bis zu zwei Jahren. Werte ein Gericht den Verstoß als Urkundenfälschung, könnten den Tätern sogar bis zu fünf Jahre Haft drohen, hieß es in Nürnberger Justizkreisen.

Der heute 56-jährige Mollath war 2006 wegen vermuteter Gemeingefährlichkeit gegen seinen Willen in die Psychiatrie eingewiesen worden. Unter anderem soll er seine Frau schwer misshandelt haben.

Mollath glaubt dagegen, er sei Opfer eines Komplotts seiner früheren Ehefrau und der Justiz, weil er Schwarzgeldgeschäfte in Millionenhöhe aufgedeckt habe. Mollats Anwalt Strate distanzierte sich unterdessen von der Aktion des unbekannten Fälschers. Er strebe die Freilassung und Rehabilitierung seines Mandanten nur mit rechtsstaatlichen Mitteln an. Gleiches gelte für Mollaths Unterstützerkreis. „Die heute erfolgte Übersendung einer gefälschten Entlassungsanordnung an die Klinik in Bayreuth ist demgegenüber die kriminelle Aktion eines Agent Provocateur, für den die Freiheit Mollaths ein böser Scherz bedeutet. Die seelische Verfassung Mollaths scheint dieser Person völlig gleichgültig zu sein“, heißt es in einer Erklärung des Verteidigers.

 

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