Wechsel bei der Justiz

Der 50-jährige Michael Höhne übernimmt den Vorsitz im Münchner Schwurgericht. Im Bunkersaal 101 im Justizzentrum an der Nymphenburger Straße 16 kümmert er sich um die ganz schweren Fälle: Mord und Totschlag.
Freunde schenken praktisch: „Lieber Michael, wenn dir unsere Anklagen mal nicht gefallen sollten, werfe sie einfach in den Papier-Shredder“, sagte Oberstaatsanwalt Wolfgang Beckstein und drückte zur Begrüßung dem neuen Vorsitzenden der Münchner Schwurgerichtskammer, Michael Höhne (50), einen Mini-Shredder in die Hand. Ganz schnörkellos und ohne Verpackung.
Ab Montag übernimmt Höhne im Bunkersaal 101 im Justizzentrum an der Nymphenburger Straße 16 die ganz schweren Fälle: Mord und Totschlag. Um ein Haar hätte Bayerns Justiz auf einen so fähigen Mitarbeiter verzichten müssen, als er sich nach dem Abitur die Frage stellte: Trainingshose oder Robe? „Ich überlegte, ob ich Sport oder Jura studieren soll“, sagt der zweifache Vater.
Neben der Jurisprudenz blieb Höhne dem Sport bis heute treu. 1985 legte der Sohn eines Pfarrers die staatliche Skilehrer-Prüfung ab, fährt im Jahr viele Kilometer mit dem Rennrad und war 25 Jahre aktiver Fußballer. Beim Bayerischen Fußballverband ist er heute noch ehrenamtlicher Richter am Verbandssportgericht.
1999 saß er bereits im Schwurgericht. Als Staatsanwalt für Kapitalverbrechen klagte er die schweren Jungs an: Den Westpark-Mörder Gorazd B. (34). Er hat den Familienvater Konrad H. (40) aus Frust erstochen. Höhne klärte den Mord auf dem Inka-Pfad in Peru auf. Der Täter Ilan T. (39) hatte seine Münchner Ehefrau Ursula (34†) im Urlaub erschossen. Motiv: Habgier. Er wollte ihre Lebensversicherung kassieren. th