"We are from Munich, from the Sechzger, we hate the FC Bayern"

Suchende Engländer, fluchende Löwen und Verbrüderungsszenen im Augustiner: Letzte Impressionen aus München vor dem Champions League-Finale.
Timo Lokoschat |
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Suchende Engländer, fluchende Löwen und Verbrüderungsszenen im Augustiner: Letzte Impressionen aus der City

München - Awesome background, findet der britische Fernsehreporter, ein wunderschöner Hintergrund. Er steht vorm Karlstor, mit dem Rücken zum Stachusbrunnen. Und strategisch günstig. Hier werde er viele Chelsea-Fans treffen, hat sein Assistent recherchiert.

Doch die zu identifizieren, fällt am Freitag schwer. Die meisten wollen ihre blauen Trikots erst am Samstag anziehen. Dafür ziehen viele Rote vorbei. Dann ein Blauer! Der Assistent läuft hinterher. Falscher Alarm. Es handelt sich um ein Mitglied des „Angelsportvereins Dorfprozelten 1967“, die ebenfalls Blau und Weiß tragen.

„Chelsea MUST win!“

Irgendwann wird er doch noch fündig. Zwei junge Burschen im Chelsea-Trikot bleiben stehen. Er hält ihnen das Mikro hin. „Fuck Bayern!“, sagt der eine. „Shit Bayern!“, ergänzt der andere. Der Akzent kommt dem Reporter verdächtig vor. „Woher kommt ihr?“, will er wissen. „From Munich, we are from the Sechzger. We hate the FC Bayern“, erklärt Michael (20).

Der TV-Mann bittet ihn darum, das Ganze noch einmal zu sagen, nur bitte ohne „Shit“ und „Fuck“. Kamera läuft. Michael ringt um Worte. „FC Bayern is the worst!“ Sein Spezl Johnny (20) wird noch deutlicher: „Chelsea MUST win!“

München am Tag vor dem Finale: Die Bilder

Davon sind auch die echten Engländer überzeugt, die eine kleine Boazn in der Arnulfstraße in einen britischen Pub umfunktioniert haben. Sie formulieren es allerdings diplomatischer: „Wir sind die Underdogs“, sagt Ian aus London und nimmt einen kräftigen Schluck vom „Thurn und Taxis Pilsener“, das hier ausgeschenkt wird. „Trotzdem tippe ich auf 1:0.“

Von der Uefa empfohlen: „Church of our Lady“ und „English Garden“

Gegenüber an der Haltestelle kommt gerade ein Bus vom Flughafen Memmingen an. An Bord: drei schwedische Chelsea-Fans. Anders, Kalle und Björn. Tickets fürs Spiel am Samstag (20.45 Uhr auf Sat1) haben sie keine. Wegen der Atmosphäre sei man hier. Im Hofbräuhaus wollen sie Würstl essen und dann zum Odeonsplatz, einem „Meeting Point“ der Blauen. So steht’s im „Fan Booklet“ der Uefa, das die Drei ausgedruckt haben.

Darin empfohlen: die „Church of our Lady“, die Frauenkirche also, der „English Garden“ und die „Royal Residence“. Viele sammeln sich am Max-Joseph-Platz. „Looks like Trafalgar Square“, findet Neil. Stadtführerin Virginia – im roten T-Shirt – klärt auf.

Neben ihr fahren plötzlich gepanzerte Limousinen vor. Fußballinteressierte hoffen auf einen Spieler oder zumindest einen hochrangigen Funktionär. Der Mann, der hier geschützt wird, ist aber Innenminister Hans-Peter Friedrich. Er kehrt mit einer französischen Delegation im Spatenhaus ein. Es ist das Treffen der G6, der sechs bevölkerungsreichsten Länder Europas.

Im Augustiner in der Fußgängerzone passiert das, was die Münchner nicht hinbekommen: Blaue und Rote feiern gemeinsam und albern herum. Ein Blauer reckt sein Glas mit beiden Händen nach oben, als sei es eine kiloschwere Trophäe.

Traum, Schaum? Wahrscheinlich ahnt er, dass der echte Pokal eh in München bleibt. Motto: Pint for you, Pott für uns.

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