"Wastewatcher" auf Streife: Wie die Stadt München das Müll-Problem lösen will

München - Hier mal ein Kaugummipapierl, da mal ein Zigarettenstummel oder völlig überladene Müllinseln und überquellende Container: Müll findet sich in München überall, obwohl die Stadt als eine der saubersten in Deutschland gilt. Da geht also noch mehr.
Das finden auch die Fraktionen von Grünen/Rosa Liste, CSU/FW, SPD/Volt, ÖDP/München Liste und Linke. Deshalb fordern sie gemeinsam den Einsatz von sogenannten "Wastewatchern"; einer Art Müll-Patrouille nach Hamburger Vorbild. Die Fraktionen fordern die Verwaltung in einem Antrag auf, ein Konzept zu entwickeln.
Hamburg als Vorbild? Aufklärung, Information und Prävention durch "Wastewatcher"
In Hamburg sind die "Wastewatcher" bereits seit mehreren Jahren aktiv. Sie sollen gegen wilde Müllentsorgung und das sogenannte Littering vorgehen. Littering bezeichnet die Verschmutzung durch achtlos Weggeworfenes – Stichwort To-go-Becher, Zigarettenkippen oder Bäckertüten. Dafür sprechen die Wastewatcher die Bürger an, verteilen Mülltüten und Taschenaschenbecher und verhängen bei renitenten Saubären sogar Bußgelder. Wie in Hamburg sollen in München hauptsächlich Aufklärung, Information und Prävention im Vordergrund stehen.
Weil sich immer wieder Münchner bei der Stadt beschweren, will man nun handeln. Die Grünen-Stadträtin Julia Post sagt: "Trotz der Kampagnen des Abfallwirtschaftsbetriebs München scheint das Umweltbewusstsein im Bereich Müll abgenommen zu haben. Zwar sammeln private Initiativen wie Ramadama oder Clean-up weggeworfenen Müll ein. Dies ersetzt aber nicht ein stadtweites Handlungskonzept der öffentlichen Hand."
An der Isar wird besonders viel Müll hinterlassen
In Hamburg sei durch die Wastewatcher der weggeworfene Müll spürbar zurückgegangen, deshalb wolle man das Konzept mit den Müll-Sheriffs auch in München ausprobieren.
Heike Kainz, kommunalpolitische Sprecherin der CSU/FW-Fraktion, ist der Meinung: "Wastewatcher tragen zur Lösung des Müllproblems bei und entlasten dabei auch die Bezirksausschüsse, die derzeit viel Zeit mit der Bearbeitung von Beschwerden verbringen."
"Wastewatcher" in München: "Ob das Konzept Abhilfe schaffen kann, da bin ich mir nicht sicher"
Von den Beschwerden kann auch Markus Lutz, Vorsitzender im Bezirksausschuss Sendling, ein Lied singen. Besonders an der Isar hinterlassen die Münchner Dreckbären häufig ihre Spuren.
"Ich denke, dass durch die 'Wastewatcher' die Situation punktuell – zum Beispiel an der Isar oder im Westpark – verbessert werden kann. Ich finde die Idee sehr gut", sagt Lutz. "Ob das Konzept auch bei überquellenden Müllinseln Abhilfe schaffen kann, da bin ich mir nicht sicher."
Vermüllte Wertstoffinseln sind immer wieder Thema
Mit dem Problem rund um die Müllinseln kennt sich wiederum die Firma Wittmann aus. Die Entsorgungsfirma entleert viele der Münchner Müllcontainer. Bei Wittmann bewertet man die Idee positiv.
Ein Wittmann-Sprecher zur AZ: "Das Konzept kann unsere Arbeit auf jeden Fall erleichtern. Wichtig ist, dass es richtig umgesetzt wird. Statt Strafen müssen Aufklärung und Information im Vordergrund stehen, damit der Effekt nachhaltig ist. Angesprochene werden so zu Botschaftern und klären wiederum andere auf, wie der Müll richtig entsorgt wird."
Das Kommunalreferat sprach sich schon letztes Jahr für die "Wastewatcher" aus
Die Idee der Müll-Patrouille in München ist nicht neu. Vergangenes Jahr sprach sich das Kommunalreferat für Mülldetektive aus, die Abfallsünder beobachten und melden sollten. Der Pilotversuch scheiterte im Stadtrat. Von einer Grünen-Stadträtin kam schon damals der Vorschlag, einen Blick auf die Hansestadt und die Wastewatcher zu werfen. Anlass dafür waren hauptsächlich vermüllte Wertstoffinseln am Stadtrand.
Wann, wo und wie die Wastewatcher in München in Erscheinung treten oder wie hoch die Bußgelder sein werden, steht noch nicht fest. Klar ist nur: Den Münchner Dreckspatzen will man damit einen sauberen Strich durch die Rechnung machen.