Wasserwachtler warnt: „Gegen die Isar hast Du keine Chance“

Nach dem tödlichen Unglück am Wochenende warnt ein Experte der Wasserwacht: Auch Kanuten und Schlauchbootfahrer habenauf dem Fluss im Moment nichts zu suchen
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Derzeit wenig zu empfehlen: Kajakfahren auf der Isar.
Martha Schlüter Derzeit wenig zu empfehlen: Kajakfahren auf der Isar.

Nach dem tödlichen Unglück am Wochenende warnt ein Experte der Wasserwacht: Auch Kanuten und Schlauchbootfahrer habenauf dem Fluss im Moment nichts zu suchen

MÜNCHEN Heinz Effenberger und seine Kollegen von der Münchner Wasserwacht sind traurig und aufgebracht zugleich. Traurig, weil am Sonntag ein Familienvater bei dem Versuch ertrank, seinen Sohn aus der reißenden Isar zu retten. Aufgebracht, weil die Experten schon seit Tagen vor der tödlichen Gewalt der braunen Fluten warnen. „Aber es muss immer erst etwas passieren, bevor die Leute aufwachen“, klagt Effenberger.

Weder Schwimmer noch Kanuten oder Schlauchbootfahrer hätten auf dem Fluss derzeit etwas zu suchen, sagt der Wasserwachtler. „Alles andere ist lebensgefährlich und sehr, sehr unvernünftig.“ Denn selbst Stellen, die normalerweise als harmlos gelten, verwandeln sich durch das Hochwasser in tödliche Fallen: Die Uferwiesen, auf denen die Menschen sonst grillen oder sich sonnen sind teilweise komplett überflutet. „Und wo die Isar über die Ufer getreten ist, entstehen Untiefen, deren Sog viele unterschätzen“, erklärt Heinz Effenberger.

"Man kann nichts tun"

Wer in den Fluss gerissen wird oder aus seinem Boot stürzt, hat keine Chance. „In 99 Prozent der Fälle ist alles, was sie tun, umsonst“, sagt der Wasserwacht-Sprecher. „Es gibt kein Mittel, das in dieser Situation hilft.“ Die maximal 10 bis 12 Grad kalten Fluten lassen den Körper rasch auskühlen. Ein multiples Organversagen kann die tödliche Folge sein. „Wenn man unter Wasser gezogen wird und mit dem Kopf gegen etwas schlägt, ist es ebenfalls vorbei“, warnt Heinz Effenberger. Der Verletzte wird ohnmächtig, seine Lunge läuft voll. Ebenfalls am Sonntag war genau das einem Rentner im Kreis Regensburg geschehen: Der 65-Jährige wollte im Fluss Regen an ein Wehr schwimmen, die Wassermassen drückten ihn in die Tiefe. Retter entdeckten ihn, wie er leblos im Wasser trieb und brachten ihn ins Krankenhaus. Sein Zustand: lebensbedrohlich.

„Deswegen tragen unsere Leute einen Helm, wenn sie in eine Wasserwalze müssen. Sie haben einen Anzug an, Füßlinge und sind angeleint – aber welcher Schwimmer oder Bötchenfahrer ist schon so ausgerüstet?“, sagt Wasserwachtler Effenberger.

Die Isar wird noch mindestens eine Woche Hochwasser führen

Noch mindestens eine Woche lang wird die Isar Hochwasser führen. „Der Sylvensteinstausee muss Wasser ablassen, die Nebenflüsse sind voll.“ Deshalb gilt: Am besten draußen bleiben. „Im Moment hast Du gegen die Isar keine Chance.“ Am Wochenende soll die Situation neu bewertet werden.

Wer trotz allem Zeuge eines Hochwasser-Unfalls wird, dem rät Heinz Effenberger: „Sofort unter 112 einen Notruf absetzen, dann wird in Minutenschnelle alles aufgeboten, was Wasserwacht, Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei im Angebot haben.“ Bis die Retter eintreffen, sollte man versuchen, vom Ufer aus in Sichtkontakt mit dem Opfer zu bleiben. „Folgen Sie ihm zu Fuß oder mit einem Radl, so wird er schneller gefunden“, sagt der Experte. „Aber springen Sie niemals, wirklich niemals, hinterher!“

nk

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