Wasserratte mit Faible für Enten

Hier erzählen Leute von ihrem Wochenende. Heute ist das der Zeichner Jan Gulbransson, der „nie über die Isar kommt, ohne darin zu baden“. Abends schaut er Filme oder liest Science-Fiction-Bücher.
von  Thierry Backes
Für eine einfache Donald-Skizze mit dem Bleistift braucht Jan Gulbransson gerade mal ein, zwei Minuten. Wir trafen ihn in seiner Wohnung in Haidhausen.
Für eine einfache Donald-Skizze mit dem Bleistift braucht Jan Gulbransson gerade mal ein, zwei Minuten. Wir trafen ihn in seiner Wohnung in Haidhausen. © Petra Schramek

von Jan Gulbransson*

Das Wort „Wochenende“ habe ich vorübergehend aus meinem Wortschatz gestrichen. Anfang der Woche habe ich die letzten Seiten der „Micky Maus“-Magazinreihe „Die Ducks in Deutschland“ abgegeben, daran hatte ich seit Dezember 16 Stunden am Tag gezeichnet.

Tatsächlich arbeite ich am Wochenende immer, der Beruf erfordert viel Zeit. Der Unterschied zum Werktag besteht eigentlich nur darin, dass meine Frau Ulla und ich uns samstags und sonntags ein ausgiebiges Frühstück gönnen. Ich bereite dann auch mal einen Heringssalat zu, daneben gibt es immer Zwiebeln, norwegischen Ziegenkäse, der nichts anderes ist als karamellisierte Ziegenmilch, Weißwürste und Stinkekäse. Je brutaler der riecht, desto besser ist er.

Gegessen wird natürlich im Bett, dort essen wir auch zu Abend. Und wann auch immer wir mit dem Frühstück anfangen, habe ich schon ein paar Stunden gearbeitet: Ich stehe in der Regel zwischen 4 und 5 Uhr auf. Meine Frau und ich, wir sind da einfach wie Eule und Lerche. Gar nichts tue ich eigentlich nur in den vier Urlaubswochen, die wir jedes Jahr in Norwegen verbringen.

Wenn ich in München mal Zeit habe, gehe ich in aller Früh von Februar bis Dezember gerne baden, an die Isar, den Eisbach oder an einen kleinen Weiher, den ich aber gerne für mich behalten würde, damit es dort auch weiterhin so ruhig ist. In der Regel nehme ich mir einen Stapel Zeitungen mit und haue ab, sobald die ersten anderen Badenden ankommen.

Ich lese überhaupt gerne, mit besonderer Leidenschaft Sachbücher und Science-Fiction-Literatur, von Autoren wie Philip K. Dick, Theodore Sturgeon oder J. G. Ballard. Wenn fürs Schwimmen keine Zeit ist, lese ich vorzugsweise in der Badewanne. Wasserratte bleibt Wasserratte.

Abends schauen Ulla und ich uns Filme auf DVD an. Unser Hauptaugenmerk liegt auf Hollywood-Komödien, aber wenn ich alleine bin, schaue ich mir gerne Thriller an wie „Das Schweigen der Lämmer“ oder „Shining“.

Was ich nun überhaupt nicht bin, ist ein Kneipengänger. Das liegt nicht daran, dass ich nicht gerne auswärts esse – im Gegenteil: Sieht man mal von den Briten, den Iren und den Norwegern ab, die nicht kochen können, mag ich eigentlich alle fremden Küchen. Es ist nur so, dass ich Probleme habe, meinem Gegenüber zuzuhören, wenn es um mich herum zu laut ist. Wirklich empfehlen kann ich daher nur meinen Stammitaliener hier in Haidhausen, Il Cigno in der Wörthstraße.


* Jan Gulbransson (63) ist der einzige Comic-Zeichner in Deutschland, der komplette Donald-Duck-Geschichten an den Disney-Konzern liefert.

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