Wasser im Münchner Cuvilliés-Theater

MÜNCHEN - Das Ausmaß des Wasserschadens im Münchner Cuvilliés-Theater, einem erst im Juni wiedereröffneten prachtvollen Rokoko-Bau, ist weiter unklar. "Es gibt keinen neuen Stand, wir müssen abwarten", sagte ein Sprecher des Hauses.
Derzeit seien Experten im Theater, um die Einrichtungen und Gerätschaften zu überprüfen. Bayerns Finanzminister Georg Fahrenschon (CSU) gab sich in einer Mitteilung aber zuversichtlich, dass das Theater bald wieder bespielt werden kann. Das Cuvilliés-Theater war für 24,5 Millionen Euro restauriert worden.
Über das weitere Vorgehen werde nun möglicherweise an diesem Mittwoch entschieden, sagte der Sprecher. Derzeit bleibe nur die Hoffnung, dass sich der Schaden in Grenzen halte und die für Samstag geplante Aufführung des von Dieter Dorn inszenierten Stücks "Idomeneus" stattfinden könne."Wir versuchen das zu schaffen."
Am Montag hatte die Sprinkleranlage die Bühne des erst vor einem halben Jahr wiedereröffneten Theaters wegen eines technischen Defekts unter Wasser gesetzt. Der historische Zuschauerraum blieb aber verschont. Finanzminister Fahrenschon nannte dies am Dienstag nach einer Besichtigung des Theaters "Glück im Unglück". "Wir sind zuversichtlich, dass auch die Bühne bald wieder bespielt werden kann."
Die Höhe des Schadens sei weiterhin unklar, sagte der Sprecher des Theaters. Sollte die Aufführung am Samstag stattfinden, bleibe dem Theater zumindest das Schlimmste erspart. "Es kann sein, dass wir mit einem blauen Auge davonkommen." Die für Dienstag angesetzte, ausverkaufte Vorstellung "Die Unbeständigkeit der Liebe" von Pierre Carlet de Marivaux war wegen des Vorfalls abgesagt worden.
Aus über 20 Meter Höhe waren am Montagmorgen mehr als 8000 Liter Wasser auf die Beleuchtungskörper, die Tonanlage und die gesamten elektrischen Anlagen des Theaters geflossen. Das Wasser sammelte sich den Angaben zufolge auf der Unterbühne und floss in die darunterliegende Bühnenmaschinerie sowie die elektronischen Schaltschränke. Die Feuerwehr reagierte schnell und saugte das Wasser mit drei Pumpen und sieben Spezialsaugern ab. Dennoch war die Bühne zunächst nicht bespielbar.
Das Cuvilliés-Theater war nach vierjähriger Generalsanierung am 14. Juni 2008 mit einem Staatsakt und einer Neuinszenierung der Mozart-Oper "Idomeneo" feierlich wiedereröffnet worden. Rund 22 Millionen Euro kostete allein die Erneuerung von Technik und Leitungen. Im Zuschauerraum wurden die mit Putten und Hermen prächtig verzierten Balustraden restauriert und neue Stühle für die rund 520 Zuschauer angeschafft. Die bordeaux-rote Stoffbespannung an den Wänden wurde ebenso ausgebessert wie die vergoldeten kunstvollen Schnitzereien.
Das Haus gilt als ein "Juwel des Rokoko" und als Kunstwerk von europäischem Rang. Das älteste Münchner Opernhaus wurde 1751 an im Auftrag des bayerischen Kurfürsten Max III. Joseph von Hofarchitekt François Cuvilliés dem Älteren gebaut. Im März 1944 fiel das Theater dem Bombenhagel zum Opfer. Nur die wertvollen Schnitzereien und Balustraden konnten gerettet werden. In den 1950er Jahren wurde das Cuvilliés-Theater an anderer Stelle in der Residenz wieder aufgebaut.
(dpa)