Was von der Rente bleibt: Münchner müssen besonders viel vorsorgen

München - Inzwischen hat es sich wohl bei jedem herumgesprochen: Wer im Alter von seinen Bezügen einigermaßen gut leben will, darf sich auf die gesetzliche Rente nicht verlassen.
Ohne private Vorsorge ist der Lebensstandard im Ruhestand praktisch nicht zu halten - das bestätigt auch eine umfassende Studie des Prognos-Instituts im Auftrag des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV).
Die Daten zeigen: Die gesetzliche Rente reicht in keiner der insgesamt 401 untersuchten deutschen Regionen aus, um an die Einkünfte vor der 2001 verabschiedeten Riester-Reform heranzukommen.
Hinzu kommt, dass trotz privater Altersvorsorge besonders in Großstädten einiges zusätzlich zur Seite gelegt werden muss, um an dieses Niveau heranzukommen. Die wichtigsten Erkenntnisse im Überblick:
So wurde untersucht
Die Ergebnisse der Prognos-Studie basieren auf einer Modellrechnung: Zur Sicherung des Lebensstandards im Alter nehmen die Forscher eine Einkommensersatzquote von 55 Prozent des jeweiligen regionalen Einkommens an - sprich, 55 Prozent von dem, was in der Region durchschnittlich verdient wird. Das entspricht in etwa der Summe, die vor der Riester-Reform erreicht wurde.
Um die derzeitigen Altersbezüge inklusive bereits bestehender privater Vorsorge zu ermitteln und vergleichbar machen zu können, wurden diese anhand eines "Mustermenschen" berechnet: Ein Durchschnittsverdiener, Jahrgang 1980, der ab dem 20. Lebensjahr arbeitet und mit 67 in Rente geht, also 47 Arbeitsjahre vorweist.
Angenommen wurde zudem, dass dieser "Mustermensch" ab dem 26. Lebensjahr mit einer privaten Altersvorsorge begonnen hat und 22,8 Jahre im Ruhestand ist, bevor er stirbt.
Zudem wurden regionales Einkommen und Lebenshaltungskosten in den 401 Kreisen und kreisfreien Städten berücksichtigt. Es wird von einem jährlichen Wirtschaftswachstum von 1,3 Prozent ausgegangen, jedoch mit regionalen Abweichungen.

Aktuelle Altersbezüge
Auf Basis der Modellrechnung hat die Studie die derzeitigen Altersbezüge ermittelt. Diese variieren sehr stark: von monatlich 1120 Euro in Mansfeld-Südharz mit bis zu 2750 Euro im Hochtaunuskreis. Der Bundesdurchschnitt liegt bei 1860 Euro monatlich.
Hier schneidet München im Deutschlandvergleich sehr gut ab: Mit rund 2.690 Euro monatlich - bestehend aus 2.200 Euro gesetzlicher und 490 Euro privater Vorsorge - liegt die Stadt nur knapp hinter dem Spitzenreiter und 830 Euro über dem Bundesdurchschnitt. Auch der Landkreis München kommt mit 2.620 Euro auf ein überdurchschnittliches Niveau.
Trotz der angenommenen günstigen Bedingungen kommen alle Musterrenter nur auf ein durchschnittliches Rentenniveau von 44,7 Prozent.
Risikofaktor Großstadt
Die Altersbezüge allein haben für die Haltung des Lebensstandards nur wenig Aussagekraft. Denn beachtet werden müssen immer auch die regionalen Kosten - und besonders in Großstädten wie München ist das Leben teuer. "Wo die Einkommen hoch sind, sind auch die Ausgaben für Miete oder regionale Dienstleistungen in der Regel höher - und umgekehrt", sagt Prognos-Studienleiter Heiko Burret.
Die Studie fand heraus, dass Bewohner in Städten deutlich mehr Geld zur Seite legen müssen, um das Rentenniveau von 55 Prozent zu erreichen als in ländliche Regionen.
Zudem gehe dieser Mehraufwand "insbesondere in den boomenden Metropolen mit überdurchschnittlich hohen Wohnkosten einher", so Burret.

Wie viel Münchner sparen müssten
Was bedeutet das konkret? Das Institut hat eine Spar-Belastungsquote errechnet, die den Anteil des Einkommens - unter Berücksichtigung der Lebenshaltungskosten - beziffert, der zusätzlich monatlich gespart werden muss, um im Alter abgesichert zu sein. Hier erreicht München einen traurigen zweiten Platz: Die Spar-Belastungsquote liegt demnach bei 5,7 Prozent des Einkommens. Nur in Hamburg liegt sie mit 5,8 Prozent höher. Der Bundesschnitt liegt bei 4,3 Prozent.
In absoluten Zahlen liegt München sogar auf Platz eins: Hier muss ein heute 40-Jähriger laut Modellrechnung monatlich 360 Euro zusätzlich sparen, um ein Einkommensniveau von 55 Prozent im Alter erhalten zu können - so viel wie sonst nirgendwo in Deutschland. Zum Vergleich: Im Bundesschnitt liegt der Zusatz-Sparbetrag bei 190 Euro.
Viel mehr sparen müssten in Bayern etwa auch Ingolstädter (270 Euro) und Landshuter (260 Euro). Die Stadt Landshut liegt damit an der Spitze in Niederbayern und 70 Euro über dem Bundesschnitt.