Was? Streik? Münchner Fluggäste bleiben cool

Der flächendeckende Streik der Lufthansa-Flugbegleiter trifft mehr als 100 000 Passagiere. Ein bitterer Tag für die Fluggesellschaft, auch in München. Aber kein Chaos.
von  Lissy Kaufmannn, dpa
Streik aber kein Chaos: Eindrücke vom Flughafen München am Freitagvormittag
Streik aber kein Chaos: Eindrücke vom Flughafen München am Freitagvormittag © dpa

Der flächendeckende Streik der Lufthansa-Flugbegleiter trifft mehr als 100 000 Passagiere. Ein bitterer Tag für die Fluggesellschaft, auch in München. Aber kein Chaos. Nur manche haben Pech – oder zu große Hoffnung.

München – An der Anzeigetafel hoch über Terminal 2 steht bei rund jedem zweiten Lufthansa-Flug „annulliert“. Ansonsten gibt es am Freitagmorgen auf dem Flughafen München nur wenig Spuren vom Streik der Lufthansa-Flugbegleiter. Keine Schlangen – weder vor den Ticket- noch vor den Check-in-Schaltern. Die rund hundert Feldbetten, die vorsichtshalber in einer Ecke des Terminals lagern, bleiben unbenutzt.

Rund 300 Flüge sind wegen des bundesweiten Streiktags in München gestrichen worden. „Die meisten Fluggäste, deren Flug nicht geht, sind gar nicht erst gekommen“, erklärt ein Flughafensprecher. „Viele haben rechtzeitig umgebucht.“

Wie das Ehepaar Clausnitzer aus der Nähe von Regensburg. Für die beiden Rentner ist der Flug mit United Airlines sogar noch besser als der ursprüngliche mit Lufthansa. „Wir fliegen jetzt direkt nach New York, nicht über Düsseldorf“, erklärt die Ehefrau. Die beiden haben Verständnis für die streikenden Flugbegleiter: Man solle Zeitarbeitsfirmen auflösen und vernünftige Löhne zahlen, finden sie.

Familie Keskin hingegen ist – bei allem Verständnis für die Streikenden – verärgert. Mutter Nuria (48) und Sohn Fatih (18) schieben den voll beladenen Gepäckwagen zur Anzeigetafel. Ihr Flug nach Istanbul – gestrichen. Schon am Abend haben sie davon erfahren, hatten aber noch Hoffnung. „Wir haben eine SMS bekommen, dass wir schon um 23 Uhr fliegen können. Aber wie sollen wir das machen? Mein Mann musste arbeiten“, erklärt Nuria Keskin. Zwei Wochen wollte die vierköpfige Familie Urlaub machen – der Start verschiebt sich nun um zehn Stunden.

Traugott Böttinger hingegen wusste bis gestern Abend nichts davon, dass sein Flug annulliert wurde. „Ich habe nachgeschaut, da stand "bestätigt"“, berichtet der 25-Jährige, der in der kurzen Schlange am Ticketschalter steht. Er versucht nun, seinen Flug nach Stockholm umzubuchen. „Ich habe mir sowas schon gedacht“, gibt er sich gelassen.

Einige wenige haben sogar gar nichts von dem Ausstand mitbekommen. „Was? Ein Streik?“, fragt die 21-jährige Alexandra Suladzni, die zum Eingang für den Sicherheitscheck spurtet. Die Georgierin fliegt um halb zehn nach Wien, wo sie studiert. Sie hat keine Probleme, ihr Flug geht pünktlich.

Die Lufthansa kann viele vom Streik betroffenen Verbindungen mit Hilfe ihrer nicht bestreikten Tochtergesellschaften wie Germanwings aufrechterhalten. Davon profitiert auch die 27-jährige Annika J.; sie fliegt mit der Lufthansa City-Line von München nach Leipzig/Halle: „Am Schalter sagte man mir, dass die City-Line nicht betroffen ist und ich wahrscheinlich am Sonntag auch wieder pünktlich zurückfliegen kann.“

 

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