Was München im Jahr 2020 erwartet
München - Das Jahr im Rathaus ist mit einer 14-stündigen Stadtratssitzung zu Ende gegangen. Und schaut man auf die Planungen für 2020, geht es nicht unbedingt ruhiger weiter. Auf Straßen, unter der Erde und auf Bauarealen, die die Größe einer Kleinstadt messen, wird gebaut, renoviert, erweitert.
Es gibt Dauer-Baustellen wie den Altstadtringtunnel, durch den der Verkehr auch Ende 2020 noch nicht baustellenfrei fließen wird.
Zudem sollen heuer 40 Maßnahmen zum Bürgerbegehren Radentscheid umgesetzt werden, dafür werden Fahrstreifen und Hunderte Parkplätze gestrichen.
Gleichzeitig wird der Takt von U-Bahnen verdichtet, es entstehen viele neue (teilweise bezahlbare) Wohnungen. Apropos bezahlbar: Sollte es dem Volksbegehren Mietenstopp gelingen, 25.000 Unterschriften zu sammeln, werden Wahlberechtigte in Bayern im Frühjahr dazu aufgefordert, einen Gesetzestext zu unterschreiben, durch den die Mieten für sechs Jahre eingefroren werden.
Überhaupt werden die Münchner am 15. März die Möglichkeit haben, aktiv mitzubestimmen, wie es mit ihrer Stadt weitergehen soll. Denn dann wird über den neuen Stadtrat und den neuen Oberbürgermeister – oder die Oberbürgermeisterin – abgestimmt.
Wohnen und Mieten
Die Bauarbeiten an der Bayernkaserne beginnen heuer. Hier entsteht auf einer Fläche von 42 Hektar Wohnraum für 15.000 Menschen.
Auch die Planungen für die ehemalige Paketposthalle an der Friedenheimer Brücke – einem nicht unumstrittenen Projekt – gehen weiter. Neben Wohnungen, Büros und Einzelhandelsflächen sind kulturelle und soziale Einrichtungen geplant. Entstehen sollen auch zwei 155 Meter hohe Türme.
Wie künftig mit dem Bau von Hochhäusern umgegangen wird, behandelt die Hochhausstudie. 2020 sind Diskussionen mit Bürgern und Fachleuten geplant, dann wird der Stadtrat entscheiden, wie es weitergeht.
- In Freiham ist auf 350 Hektar ein Quartier in der Größe einer Kleinstadt geplant. In spätestens 20 Jahren sollen hier 25.000 Menschen wohnen. Schulen werden schon eher fertig. Der Bildungscampus in Freiham ist bereits in Betrieb.
- Auch bei der Eggarten-Siedlung in Feldmoching, bei der 2.000 Wohnungen entstehen, geht es voran. Die Preisgerichtssitzung für den städtebaulichen Wettbewerb findet am 3. April statt.
- Die ehemalige Prinz-Eugen-Kaserne ist eine von mehreren freigegebenen Militärflächen, auf der die Stadt baut. Auf 30 Hektar entsteht seit 2016 ein Quartier mit 1.800 Wohnungen. Die Bauarbeiten werden noch das ganze Jahr dauern, 2021 sollen sie abgeschlossen sein.
Im Kampf gegen die steigenden Mieten hat unter anderem der Mieterverein das Volksbegehren Mietenstopp gestartet. In den nächsten Wochen werden die Unterschriften gezählt. Sind 25.000 erreicht, folgen die nächsten Schritte. Voraussichtlich im Frühjahr gibt es einen Zeitraum von 14 Tagen, in dem eine Million bayerische Wahlberechtigte den Gesetzestext unterschreiben müssen.
Bei der Städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme (SEM) im Nordosten wird Ende Januar die Entscheidung im städtebaulichen Ideenwettbewerb fallen. Die Ergebnisse werden vom 4. bis 16. Februar bei einer Ausstellung im Isarforum am Deutschen Museum präsentiert, im Herbst ist ein offener Dialog zum Thema mit dem neu gewählten Stadtrat geplant.
Bahn, Bus und Tram

Die Arbeiten für die Zweite s-Bahn- Stammstrecke dauern mindestens bis 2028 an. Die Bauschwerpunkte:
- Marienhof: Für die Bahnhofsbaugrube der Station Marienhof wird bis zum Herbst die Außenwand in den Boden gebracht.
- Hauptbahnhof: Das Baufeld für die neue Station der Zweiten Stammstrecke ist hergerichtet. Die Außenwandarbeiten starten in wenigen Wochen und werden das ganze Jahr andauern. Auch, wenn die Entlastungsspange U9 (Implerstraße bis Münchner Freiheit) frühestens 2037 in Betrieb geht, entsteht am Hauptbahnhof davor schon ein Bahnhof im Rohzustand.
- S-Bahnhof Laim: Der Abbruch an der Laimer Unterführung dauert das ganze Jahr. Die Durchfahrt bleibt zwar frei, einen Aufzug wird es ab Sommer für dreieinhalb Jahre nicht mehr geben.
Das Stellwerk am Ostbahnhof soll erst 2023 erneuert werden, OB Dieter Reiter (SPD) will jedoch beim Bund anregen, dass das schon heuer geschehen soll.
Ab 3. Mai gibt es bei der U-Bahn Taktverdichtungen. Die Linie U2 fährt wochentags tagsüber im Fünf-Minuten-Takt. Bei der U4 fährt in den Hauptverkehrszeiten jeder zweite Zug bis zur Westendstraße, der Takt wird auf fünf Minuten verdichtet. Die U7 fährt an allen Schultagen nach Neuperlach Zentrum.
Die U3/U6 ist vom 13. Juli bis 18. September zwischen Universität und Münchner Freiheit vollgesperrt. Grund sind Gleiserneuerungen.
Busspuren soll es an der Herzogstraße, der Donnersbergerbrücke, der Kreuzung Dietlinden-/Potsdamer Straße, der Ampfingstraße, der Ludwigstraße, am Frankfurter Ring und der Wendl-Dietrich-Straße geben.
Auf der Tramlinie 20 bieten Doppeltraktionszüge mehr Platz, bei der Linie 23 kommen die Züge in der Hauptverkehrszeit alle vier Minuten und die neue Tramlinie 29 ersetzt die Linie 22.
Radverkehr
Pro Quartal sollen zehn von insgesamt 40 Maßnahmen des Radentscheides umgesetzt werden. Im ersten Quartal 2020 kommen in der Schwanthalerstraße, der Brienner Straße, der Elisenstraße, der Pfeuferstraße, der Domagkstraße, der St.-Magnus-Straße, der Boschetsrieder Straße, der Ridlerstraße, der Reichenbachbrücke und der Lindwurmstraße die breiteren Radlstreifen. Dafür fallen Fahrstreifen und Hunderte Parkplätze weg.
Außerdem kommt der Altstadtradlring – ebenfalls zu Lasten des Autoverkehrs.

120 Parkplätze waren 2019 in der Fraunhoferstraße für Radstreifen weggefallen. Heuer entscheidet sich, ob das nicht unumstrittene Pilotprojekt fortgesetzt wird.
In diesem Jahr gehen auch die Pläne für einen Radschnellweg entlang der Leopoldstraße weiter. Dafür sollen rund 840 Parkplätze gestrichen und etliche Bäume gefällt werden.
Zum Schutz der Radfahrer sollen nicht nur wie ursprünglich geplant 100, sondern über 8.000 Trixi-Spiegel kommen, die Abbiegeunfälle vermeiden sollen. Ziel ist es, alle relevanten Ampelkreuzungen auszustatten, heuer beginnt die Anbringung.
Langzeit-Baustellen
Während für die Radler immer mehr Platz eingeräumt wird, müssen Autofahrer mit weniger auskommen. Die Folge: Dauerstaus. Großbaustellen tragen auch 2020 erheblich dazu bei:
- Sendlinger Tor: Noch bis voraussichtlich 2022 müssen sich Autofahrer auf Einschränkungen einstellen. Die Stadtwerke modernisieren den U-Bahnhof. In der Lindwurm-, Sonnen- und Blumenstraße bleiben je zwei Fahrspuren frei.
- Altstadtringtunnel: Das Baureferat baut noch bis Ende 2021 eine neue Tunnelmittelwand. Die Folge für Autofahrer: Bis Ende Dezember bleibt nur je eine Fahrspur. Zudem ist bis Ende des Jahres die Tunneleinfahrt "Von-der-Tann-Straße" in Fahrtrichtung West gesperrt. Bis Juni ist die Tunnelausfahrt zum Franz-Josef-Strauß-Ring gesperrt.
- Siegestor: Bis Mitte 2020 gestaltet das Baureferat den Platz um. Es fällt je eine Fahrspur pro Richtung weg.
- Thomas-Wimmer-Ring: Ein privater Investor errichtet bis Ende September 2021 unter dem Thomas-Wimmer-Ring eine Tiefgarage. Es bleiben zwei Fahrspuren pro Richtung.
Neue Großbaustellen für 2020 will das Baureferat Mitte nächster Woche ankündigen.

Krankenhäuser
Am Klinikum Rechts der Isar der TU wird 2020 die zentrale interdisziplinäre Notaufnahme im laufenden Betrieb erweitert.
Beim Uniklinikum der LMU wird die neue Portalklinik an der Ecke Ziemssen-, Nußbaumstraße in der Innenstadt bis Herbst fertiggestellt.
Was bei der städtischen München Klinik passiert:
- Schwabing: Die technische Grundausstattung und der Ausbau der Fassade des Klinikneubaus werden 2020 fertiggestellt.
- Bogenhausen: Im Frühjahr ist die Grundsteinlegung für den Erweiterungsbau.
- Harlaching: Die in die Jahre gekommene Kinderklinik ist "leer gezogen" und befindet sich nun im modernisierten Haupthaus. Heuer soll das Altgebäude abgerissen werden, außerdem beginnen im Untergrund Vorbereitungen für den Klinikneubau.
- Neuperlach: Der Rohbau für das neue Laborgebäude wurde Ende 2019 fertiggestellt, das Gebäude soll bis Ende 2020 fertig sein.
Mehr Geld für Stadtmitarbeiter
Seit einigen Tagen bekommen alle Tarifangestellten der Stadt mehr Geld. Rund 18.000 Menschen in München profitieren von der Neuerung.
Wer schon eine Zulage bekommen hat, bekommt jetzt den doppelten Betrag – 270 Euro. Alle Tarifbeschäftigten, die zuvor noch keine Zulage bekommen haben, kriegen 135 Euro.
Bald sollen auch Mitarbeiter von städtischen Tochtergesellschaften die Zulage erhalten, hat der Stadtrat beschlossen.
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