Was für ein Hugentrubel

Das Stammhaus am Salvatorplatz wird dicht gemacht. Jetzt erläutert der Chef von Münchens größter Buchhandelskette in der AZ die Gründe – und sagt, was aus der Filiale am Stachus wird.
von  Abendzeitung
Seit 117 Jahren werden hier Bücher verkauft – bald nicht mehr: Das traditionsreiche Hugendubel-Geschäft am Salvatorplatz.
Seit 117 Jahren werden hier Bücher verkauft – bald nicht mehr: Das traditionsreiche Hugendubel-Geschäft am Salvatorplatz. © AZ / Imago

MÜNCHEN - Das Stammhaus am Salvatorplatz wird dicht gemacht. Jetzt erläutert der Chef von Münchens größter Buchhandelskette in der AZ die Gründe – und sagt, was aus der Filiale am Stachus wird.

Fragt man die Mitarbeiter im Hugendubel am Salvatorplatz nach ihrer Meinung zu den Vorgängen, machen sie nur eine Geste: führen Daumen und Zeigefinger zusammen und fahren sich von links nach rechts über den Mund. Reißverschluss. Kein Kommentar. „Bitte fragen Sie die Geschäftsleitung.“

An deren Spitze steht seit 2005 Maximilian Hugendubel. Am Nachmittag ruft er persönlich bei der AZ an, weil er Stellung nehmen will zum Hugentrubel, der seit gestern viele Münchner Bücherfreunde verunsichert.

„Ja, die Filiale am Salvatorplatz wird geschlossen“, bestätigt er zunächst die bis dahin noch unbestätigten Meldung und nennt die Hintergründe: „Das Haus befindet sich abseits der Lauflage. Als wir den Schwerpunkt auf die englischsprachige Literatur legten, hatten wir trotzdem die Hoffnung, dass die Filiale gezielt aufgesucht wird. Das war aber leider nicht der Fall.“ Und: Potenzielle Kunden des Antiquariats, das ebenfalls im Geschäft beherbergt ist, würden sich heute einfach lieber im Internet umschauen.

„Die Entscheidung ist uns wirklich schwer gefallen“, beteuert Hugendubel. Aber für immer am Ort zu bleiben, an dem sein Ururgroßvater Heinrich Hugendubel vor 117 Jahren den Grundstein des Familienunternehmens legte, wäre „ein teures Hobby“ gewesen.

Dann wird aus Sentimentalität Ärger – wegen der „böswilligen Gerüchte“, die von „bestimmten Kreisen“ geschürt worden seien. Es geht um die angeblich geplante Schließung der Filiale am Stachus, wie sie von der Gewerkschaft thematisiert wurde. „Da ist absolut gar nichts dran, null!“, schimpft Hugendubel. Der Vertrag laufe bis 2015. Mit Option auf Verlängerungen. Das Haus werde modernisiert und vom Karlsplatz-Umbau profitieren.

Die Geschäfte in den anderen Filialen würden ebenfalls gut gehen. Und auch Amazon sei kein Feindbild: „Im Internet können Sie halt keinen Kaffee trinken und das Buch nicht anfassen...“

Timo Lokoschat

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