Interview

Was eine Gewerkschaft für Mieter in München erreichen will: "Wir sind nicht der Mieterverein"

Die Mietergewerkschaft München unterstützt Mieter bei der Selbsthilfe bei Problemen. Gründungsmitglied Maximilian Rathke erklärt, wie.
Laura Meschede |
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Laut Rathke muss ein Vermieter die Betriebskosten und Kosten für Modernisierungen auf Nachfrage belegen.
Laut Rathke muss ein Vermieter die Betriebskosten und Kosten für Modernisierungen auf Nachfrage belegen. © dpa

Seit Dezember 2023 gibt es in München eine Mietergewerkschaft. Was genau ist das und wie funktioniert es? Die AZ hat bei Gründungsmitglied Maximilian Rathke (30) nachgefragt.

AZ: Eine Gewerkschaft für Mieter – wie funktioniert das?
MAXIMILIAN RATHKE: Wir versuchen, Mieter zusammenzubringen, die sich kollektiv gegen Zumutungen wehren wollen. Viele Probleme lassen sich lösen, wenn man gemeinsam handelt – und seine Rechte kennt. Aktuell beispielsweise haben sich in München und Würzburg 56 Mieter der Dawonia zusammengeschlossen und gehen mit unserer Hilfe dagegen vor, dass die Dawonia ihnen keinen Einblick in ihre Belege gewähren will.

AZ-Interview mit Maximilian Rathke: Der 30-Jährige ist Gründungsmitglied der Mietergewerkschaft in München.
AZ-Interview mit Maximilian Rathke: Der 30-Jährige ist Gründungsmitglied der Mietergewerkschaft in München. © privat

Gewerkschaft für Mieter in München: Warum es Streit mit der Dawonia gibt

Um was für Belege geht es da?
Um die Belege für die Betriebskosten beziehungsweise die Kosten für eine Modernisierungsmaßnahme. Eigentlich muss der Vermieter nämlich Kosten lückenlos belegen, wenn die Mieter sie bezahlen sollen. Die Dawonia weigert sich aber bislang, den Mietern Einsicht in die Belege zu gewähren. Deshalb haben die Mieter jetzt angekündigt, ihr Zurückhaltungsrecht nutzen zu wollen.

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Was ist das Zurückhaltungsrecht?
Das Zurückhaltungsrecht besagt, dass Mieter das Recht haben, eine Zahlung zurückzuhalten, wenn der Vermieter ihnen die Kosten nicht belegen kann. Das ist ein machtvolles Mittel. Meiner Erfahrung nach können oder wollen Vermieter nämlich fast nie lückenlos Belege für die Kosten vorweisen, die die Mieter zahlen sollen. Aber das Zurückhaltungsrecht ist kaum bekannt. Das größte Hindernis in der Mietenkrise ist die Unwissenheit der Mieter.

Mietergewerkschaft-Gründer Maximilian Rathke: "Bei Problemen als erstes beim Nachbarn klingeln"

Viele Mieter haben gerade mit hohen Nebenkostenabrechnungen zu kämpfen. Welches Vorgehen empfehlen Sie ihnen?
Ich empfehle immer: Wenn Mieter Probleme haben, sollen sie als erstes mal beim Nachbarn klingeln und fragen, ob der das Problem vielleicht auch hat. Im Fall von hohen Nebenkosten kann man dann mit den Nachbarn zusammen eine Prüfgemeinschaft bilden. Das macht man, indem man gemeinsam einen formlosen Brief an den Vermieter schreibt, dass man Einsicht in die Belege fordert. Wenn er diese Einsicht dann nicht gewährt, steht einem das Zurückhaltungsrecht zu.

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Beschäftigt sich die Mietergewerkschaft ausschließlich mit dem Zurückhaltungsrecht?
Nein, absolut nicht. Aktuell sind wir in München zum Beispiel auch im studentischen Wohnen aktiv, da geht es um einen Wohnheimsbetreiber, der seine Studentenwohnungen verkommen lässt. Grundsätzlich können sich Leute bei fast allen Anliegen an uns wenden. Aber wir sind nicht der Mieterverein – wir wollen die Probleme nicht für die Mieter lösen, sondern sie dabei unterstützen, sie gemeinsam mit ihren Nachbarn selbst zu lösen.

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