Was ein Tatort verraten kann

München - Die Job-Beschreibung klingt so: „Wir kommen immer dann ins Spiel, wenn es scheinbar kein Motiv gibt, etwas nicht zu stimmen scheint, es einen sexuellen Hintergrund geben könnte, oder wenn es keinen offensichtlichen Täter-Opfer-Bezug gibt.” So hat es ein Experte der Abteilung „Operative Fallanalyse” bei der Münchner Polizei einmal der AZ erklärt.
Jetzt sollen er und seine Kollegen helfen, den Kindermörder von Krailling zu fangen. Die Spezialisten werden „Profiler” genannt, weil sie Täter-Profile erstellen, mit denen sich der Kreis der Verdächtigen eingrenzen lässt.
Das „Profiling” ist eine amerikanische Erfindung aus den 70er Jahren. FBI-Kriminalisten verglichen damals zahllose schwere Straftaten, befragten viele verurteilte Täter und erstellten anhand der Erkenntnisse Statistiken, mit denen seit 1997 auch die Bayern arbeiten. Ein Mord, der mit zahlreichen Messerstichen verübt wurde, deute demnach oft auf einen jugendlichen, „unerfahrenen” Täter hin. Bei Sexualdelikten kann der Grad der Kontrolle über das Opfer den Fallanalytikern verraten, ob sie es mit einem Erst- oder Serientäter zu tun haben.
Zentrum der Ermittlungen ist für die Profiler immer der Tatort: Was hat der Täter gemacht? Warum? Hat er kontrolliert gehandelt oder eher chaotisch? Indizien, Spuren und die Umstände der Straftat sind schließlich die Grundlage für die Analyse, um welche Persönlichkeit es sich bei dem gesuchten Straftäter handeln könnte.